Samstag, 28. Mai 2011

Manifest 29

In etwas mehr als zwei Monaten werde ich 30.

Ich lehne es ab, mich mit Zahlen zu befassen. Ich war noch nie gut mit Zahlen. Ich bin gut mit Worten. Ich glaube, dass man sich da entscheiden muss. Katzen oder Hunde. Beatles oder Stones. Worte oder Zahlen.

Wie auch immer, 30 werde ich. Mit allen Implikationen. 30 war eine Zahl, die mich schon als Kind sehr beeindruckte. Ich erinnere mich exakt an den Zeitpunkt, an dem meine Mutter 30 war. Ich fand das schockierend alt, und muss meinen Kopf jetzt manchmal mit Härte gegen den Gedanken verschließen, dass ich im Gegensatz zu meiner Mom in den ersten drei Jahrzehnten meines Lebens quasi nix erledigt habe, außer ein bisschen rumzuhängen, ein paar Bücher zu lesen, ein paar Filme zu glotzen und ein bisschen zu schreiben. Die 30 macht, dass man überlegt, dass man zurück- und vorausblickt. Das ist gut, das kann man immer mal machen. Aber nicht wegen einer fucking Zahl!

Ich wehre mich hiermit offiziell gegen die Implikationen der 30.
Ich werde mich für immer weiterhin so verhalten, als sei ich 29.
Das gelobe ich:


Ich werde weiterhin auch in Gegenwart Dritter mit meiner imaginären Katze sprechen.

Ich werde mir weiterhin keinen Job suchen, der verlangt, dass ich ordentliche Klamotten wie beispielsweise Blazer trage.

Ich werde weiterhin "ficken" und "Titten" sagen.

Ich werde weiterhin in einem winzigen WG-Zimmer wohnen, weil ich mein Geld statt in Miete lieber in Konzert- und Kinotickets und in Futter für meine imaginäre Katze stecke.

Ich werde mich in Discotheken weiterhin schamlos freuen, wenn Lady Gaga gespielt wird.

Ich werde den 1. April ehren, indem ich pro Jahr mindestens einen Streich plane und ausführe.

Ich werde allein in meinem Zimmer zu Chartsmusik tanzen, mir jedes Zitat und jedes Bild auf den Körper tätowieren lassen, das mich irgendwie berührt, ich werde mir in Cocktailbars Strohhalme in die Nase stecken, wenn mir danach ist, und ich werde E-Mails an meine Freunde weiterhin mit "Mel" unterschreiben.

Ich werde mich weiterhin wundern, wenn mich jemand siezt.

Ich werde weiterhin Animes gucken, deren Protagonistinnen und Zielgruppe japanische Kleinkinder sind.

Ich werde mich weiterhin jeden Tag beim Rasieren in die Beine schneiden, weil ich immer alles viel zu schnell mache und ständig ungeduldig bin.

Ich werde Joanne K. Rowling weiterhin für eine der besten Autorinnen aller Zeiten halten und diese Meinung verteidigen bis auf den Tod.

Ich werde naiv bleiben, ich werde weiterhin auch in aller Öffentlichkeit kreischen, wenn mich etwas freut und weinen, wenn ich traurig bin, auch wenn ich hässlich aussehe wenn ich weine und selbst dann, wenn ich Wimperntusche trage. Ich werde niemals abgeklärt werden und niemals anderen ihre Naivität vorwerfen.

Ich werde weiterhin Outfits im Leoparden-Print tragen, ganz egal, wie viele Menschen mich für eine Prostituierte halten.

Ich werde in Restaurants weiterhin neidisch sein, wenn die Kids nach dem Essen einen coolen Lolli bekommen und ich nur einen doofen Schnaps.

Ich werde weiterhin am allerlautesten über meine Witze lachen.




Forever 29.


m.

2 Kommentare:

  1. "alle kinder außer einem werden erwachsen. wendy erfuhr es auf folgende weise: sie muss etwa drei jahre alt gewesen sein und spielte im garten. sie muss wohl ganz reizend ausgesehen haben, denn ihre mutter sagte "ach, warum kannst du nicht immer so bleiben".
    das war alles was diesbezüglich zwischen Ihnen gesprochen wurde, aber von diesem moment an wusste wendy, dass sie erwachsen werden würde. du weißt es einfach wenn du drei jahre alt bist. drei ist der anfang vom ende."
    j.m. barrie

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  2. Peter! Schön zu sehen, dass Du noch mitliest! <3

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