Dienstag, 31. Mai 2011

Zitat des Tages







"Ein Schriftsteller ist ein Mensch,
dem das Schreiben schwerer fällt als allen anderen Leuten."


Thomas Mann






m.

Deep Blue

Dieses Video hat gerade jemand auf Facebook gepostet, und ich muss es sofort hier teilen. Atemberaubend und poetisch:





m.

The Girl with the Dragon Tattoo

Ich habe nur den ersten Teil der Thriller-Trilogie von Stieg Larsson gelesen. Das Buch war brillant, aber für mich schlicht und einfach zu brutal. Ich muss keinen sadistischen Vergewaltigern dabei "zusehen", wie sie Frauen quälen oder Serienkillern, wie sie auf möglichst grausige Art Menschen (bevorzugt Frauen) töten. Ich komme mit sowas nicht klar. Und ich finde es gut, dass ich mit sowas nicht klar komme. Ich verwahre mich ganz bewusst gegen die Abstumpfung, die aus dem Konsum derartiger filmischer oder literarischer Kost entsteht.
Wäre mir der schwedische Originaltitel bekannt gewesen, wäre ich vielleicht stutzig geworden, denn der heißt nicht so lau wie im Deutschen Verblendung, sondern Män som hatar kvinnor, also Männer, die Frauen hassen.

Nachdem ich das erste Buch angefangen hatte und merkte, wie brutal es war, wollte ich es erst nicht weiterlesen, musste aber - weil es so spannend war. Mir drängte sich beim Lesen permanent der Gedanke an eine Verfilmung auf und ich dachte sofort: David Fincher.

Nun gibt es ja bereits - wie ich höre - sehr gute schwedische Verfilmungen des Stoffs, und normalerweise finde ich es nervtötend, wenn Hollywood immer gleich ein Remake machen muss, statt einfach mal einen europäischen (oder asiatischen oder afrikanischen oder was weiß ich für einen...) Film zu untertiteln und in den US-Kinos laufen zu lassen. Als ich jedoch hörte, dass David Fincher das Remake dreht, war ich dann doch ein bisschen aus dem Häuschen. Fincher gehört zu meinen absoluten Lieblingsregisseuren - zumal er mit The Social Network gezeigt hat, dass er nicht nur düstere, verworrene Geschichten wie Seven oder Fight Club ganz brillant erzählen kann, sondern dass er auch großartige Ensemble-Stücke schaffen kann, die mit einer Handlung ganz ohne Action, Gewalt oder sonstiges Brimborium dennoch einen enormen Sog entfalten.

Jetzt ist der Trailer zu Finchers Stieg-Larsson-Verfilmung raus, und verdammt, sieht der gut aus (und klingt der gut):




Dayum!


m.

Montag, 30. Mai 2011

Zitat des Tages







"A birthday is just the first day of another 365-day journey around the sun. Enjoy the trip! "


Author unknown





Alles Gute zum Geburtstag, Max!

m.

The Leisure Society

Wer gestern Abend in Köln war und sich entschieden hat, zu grillen oder ein belangloses Fußballspiel zu glotzen, statt das Konzert von The Leisure Society im Luxor zu besuchen, hat einen schweren Fehler gemacht.

Super war's. Wunderbar. Genial melodiöser Indie-Pop mit Folk-Einflüssen. Ein warmer - nicht heißer - Sommertag irgendwo auf der Wiese, mit all deinen Freunden. So klang das.

Leider wahnsinnig schlecht besucht - den 7 Leuten (diverse Gitarren, Bass, Keyboard, Drums. Violine! Cello! Querflöte! eigenartige Percussionsinstrumente!) auf der Bühne standen vielleicht 30, 40 Menschen im Publikum gegenüber. Die Band hatte dennoch sichtlich Spaß, der Sound war sehr gut, die Setlist war eine angenehme Mischung aus ruhigen und schnelleren Liedern, und es gab ein paar wirklich, wirklich magische Momente.

Zum Ende des Konzerts sagte die Band "Dankeschön and tell all your friends."
Das habe ich hiermit getan. Als kleinen Bonus gibt es noch das Video zur aktuellen Single der Band. Leute, die die gleichen britischen TV-Shows glotzen wie ich (Spaced? Green Wing? Skins?), werden hier einen alten Bekannten wiederentdecken. Enjoy!





m.

Samstag, 28. Mai 2011

Manifest 29

In etwas mehr als zwei Monaten werde ich 30.

Ich lehne es ab, mich mit Zahlen zu befassen. Ich war noch nie gut mit Zahlen. Ich bin gut mit Worten. Ich glaube, dass man sich da entscheiden muss. Katzen oder Hunde. Beatles oder Stones. Worte oder Zahlen.

Wie auch immer, 30 werde ich. Mit allen Implikationen. 30 war eine Zahl, die mich schon als Kind sehr beeindruckte. Ich erinnere mich exakt an den Zeitpunkt, an dem meine Mutter 30 war. Ich fand das schockierend alt, und muss meinen Kopf jetzt manchmal mit Härte gegen den Gedanken verschließen, dass ich im Gegensatz zu meiner Mom in den ersten drei Jahrzehnten meines Lebens quasi nix erledigt habe, außer ein bisschen rumzuhängen, ein paar Bücher zu lesen, ein paar Filme zu glotzen und ein bisschen zu schreiben. Die 30 macht, dass man überlegt, dass man zurück- und vorausblickt. Das ist gut, das kann man immer mal machen. Aber nicht wegen einer fucking Zahl!

Ich wehre mich hiermit offiziell gegen die Implikationen der 30.
Ich werde mich für immer weiterhin so verhalten, als sei ich 29.
Das gelobe ich:


Ich werde weiterhin auch in Gegenwart Dritter mit meiner imaginären Katze sprechen.

Ich werde mir weiterhin keinen Job suchen, der verlangt, dass ich ordentliche Klamotten wie beispielsweise Blazer trage.

Ich werde weiterhin "ficken" und "Titten" sagen.

Ich werde weiterhin in einem winzigen WG-Zimmer wohnen, weil ich mein Geld statt in Miete lieber in Konzert- und Kinotickets und in Futter für meine imaginäre Katze stecke.

Ich werde mich in Discotheken weiterhin schamlos freuen, wenn Lady Gaga gespielt wird.

Ich werde den 1. April ehren, indem ich pro Jahr mindestens einen Streich plane und ausführe.

Ich werde allein in meinem Zimmer zu Chartsmusik tanzen, mir jedes Zitat und jedes Bild auf den Körper tätowieren lassen, das mich irgendwie berührt, ich werde mir in Cocktailbars Strohhalme in die Nase stecken, wenn mir danach ist, und ich werde E-Mails an meine Freunde weiterhin mit "Mel" unterschreiben.

Ich werde mich weiterhin wundern, wenn mich jemand siezt.

Ich werde weiterhin Animes gucken, deren Protagonistinnen und Zielgruppe japanische Kleinkinder sind.

Ich werde mich weiterhin jeden Tag beim Rasieren in die Beine schneiden, weil ich immer alles viel zu schnell mache und ständig ungeduldig bin.

Ich werde Joanne K. Rowling weiterhin für eine der besten Autorinnen aller Zeiten halten und diese Meinung verteidigen bis auf den Tod.

Ich werde naiv bleiben, ich werde weiterhin auch in aller Öffentlichkeit kreischen, wenn mich etwas freut und weinen, wenn ich traurig bin, auch wenn ich hässlich aussehe wenn ich weine und selbst dann, wenn ich Wimperntusche trage. Ich werde niemals abgeklärt werden und niemals anderen ihre Naivität vorwerfen.

Ich werde weiterhin Outfits im Leoparden-Print tragen, ganz egal, wie viele Menschen mich für eine Prostituierte halten.

Ich werde in Restaurants weiterhin neidisch sein, wenn die Kids nach dem Essen einen coolen Lolli bekommen und ich nur einen doofen Schnaps.

Ich werde weiterhin am allerlautesten über meine Witze lachen.




Forever 29.


m.

Donnerstag, 19. Mai 2011

Sister

Eigentlich hatte ich vor, auf dem Flug von Düsseldorf nach Atlanta endlich Jonathan Franzens Freedom zuende zu lesen. Aber Jörn hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht, indem er mir den Roman Sister der britischen Autorin Rosamund Lupton geschenkt hat.

Nachdem ich mich in der Economy Class von Delta Airlines in meinen Sitz zwischen Jörn und einem sehr dicken amerikanischen Mann (übles Klischee, ich weiß, aber genau so war's!) gequetscht hatte, hatte ich irgendwie nicht mehr die Antennen für Franzen und wandte mich lieber dem leichten (so dachte ich) Krimi zu.

Tatsächlich entpuppte sich Luptons Roman über eine junge Frau, die versucht, das Verschwinden ihrer jüngeren Schwester aufzuklären, als echtes Schwergewicht. Die Krimihandlung ist spannend, aber im Grunde nur vorgeschoben. Sister dreht sich um den Verlust eines geliebten Menschen und um die ganze Einsamkeit, Dunkelheit, Stille, Wut und Hilflosigkeit, die mit ihm einhergeht. Ein wunderbar literarischer Thriller in kristallklarer Sprache (ich habe ihn im englischen Original gelesen), den ich nur empfehlen kann. Und das obwohl er mir, die ich selbst gerade noch im Trauerprozess steckte, als ich ihn gelesen hätte, beinahe den Karibik-Urlaub verdorben hätte. Ich konnte das Buch nämlich auch nach Ende des Fluges nicht mehr aus der Hand legen; so traurig es mich auch machte, es war halt auch ein page turner. Da gab es ein paar Tränchen unter karibischer Sonne. Ich war dann auch sehr erleichtert, als ich mit dem Roman durch war, aber auch froh, ihn gelesen zu haben.

Beide Daumen hoch für Frau Lupton.

(Und der wunderbare Franzen liegt immer noch angefressen bei mir rum. Was bin ich nur für ein Mensch?)


m.

Zitat des Tages







"I don't believe in failure. It is not failure if you enjoyed the process. "


Oprah Winfrey


Christian Faustus Photography

Vor einer Weile haben Jörn und mein Lieblingsfotograf Christian (please check out http://www.christian-faustus.de) ein paar sehr schöne Bilder gemacht, die ich an dieser Stelle bisher vorenthalten habe. Hier ist nun eine kleine Auswahl (zum Vergrößern einfach draufklicken).

J'adore...














m.

Mittwoch, 18. Mai 2011

Hard Times

Immer mal wieder Patrick Wolf hören, und ihm auch wirklich zuhören: nie verkehrt.





This battle will be won!



m.

Zitat des Tages







"More and more it feels like I'm doing a really bad impersonation of myself."


Chuck Palahniuk


Army of me

Am Wochenende befand ich mich auf meinem Landsitz in Gummersbach, und während mein schöner Freund durch die Botanik joggte, saß ich daheim und arbeitete an einem Text. Rammte in rhythmischen Abständen meinen Kopf gegen die Wand und versuchte, ein paar schöne Zeilen auszuschwitzen. Ich brauchte visuelle und akustische Inspiration, und fand in Jörns unschätzbarer Sammlung die wunderbare DVD mit allen Björk-Videos von '93 bis 2003.





Wahnsinns DVD. Eine funkelnde Schatzkiste, die auch dieses Juwel enthält:




Stand up
You've got to manage
I won't sympathize
Anymore

And if you complain once more
You'll meet an army of me

You're alright
There's nothing wrong
Self sufficience please!
And get to work



Björk wiederentdecken, auf's Neue darüber nachdenken, dass eine authentische Stimme schöner ist als eine schöne Stimme. Weiterschwitzen.


m.

Dienstag, 17. Mai 2011

Tucker & Dale vs. Evil

Wirklich hinreißend witzige Horror-Komödie gesehen dieses Wochenende.





Und die ging so: Eine Horde College-Kids will sich mit einer Menge Bier und ein bisschen Gras ein schönes Wochenende in einer einsamen Blockhütte in den Wäldern machen. Nur leider wird die Gruppe von zwei psychopathischen Hinterwäldlern verfolgt und einer nach dem anderen dahingemetzelt - glauben die College-Kids zumindest. Denn wie wir alle haben die Kids einfach nur zu viele Horrorfilme gesehen. Die Hillbillies Tucker und Dale sind gar nicht hinter ihnen her, sondern sehen einfach nur etwas scheel aus, sind ein bisschen schüchtern - und einfach nur immer zur falschen Zeit am falschen Ort.

Das Chaos nimmt seinen Lauf, und bald heißt es versnobbte College-Kids gegen harmlose Hillbillies. Ein recht blutiger, unglaublich unterhaltsamer Streifen mit schrägem Humor, bescheuertem Splatter, guten Darstellern und einer gar nicht mal so nervigen Anti-Vorurteile-Botschaft.




Fun times!

m.

Zitat des Tages







"A prayer for the wild at heart, kept in cages."


Tennessee Williams


Tirade des Tages - Booing-Edition

Früher oder später liest man das immer, wenn gerade irgendwo ein Film-Festival stattfindet: Der Film X des Regisseurs Y wurde ausgebuht. So gerade geschehen in Cannes mit dem Film Tree of Life von Terrence Malick. Ich habe den Film nicht gesehen, weiß also nicht, ob ich ihn mag oder nicht. Dennoch habe ich ein - gelinde gesagt - Problem mit Menschen, die sich hinstellen, und ein Kunstwerk ausbuhen, weil es ihnen persönlich nicht gefällt. Genau genommen würde ich besagte Leute gerne mal so richtig in die Mangel nehmen. Oldschool, Bud-Spencer-Style. Mit Die-Köppe-an-einander-schlagen-dass-et-scheppert und so.




Man kann über Geschmack streiten, und Kunst lebt davon, dass man das tut. Wenn einem etwas, an dem jemand mit Herzblut gearbeitet hat, in das er Kreativität, Enthusiasmus, seine Ideen und nicht zuletzt auch seine Zeit investiert hat, nicht gefällt, dann kann man das Ergebnis natürlich kritisieren, wenn man gerne möchte, klar.

Aber sich hinstellen und "Buh!" schreien? Ähem.
Es ist zwar die hohe Kunst des Journalismus und so sicherlich auch des Kritikertums, komplizierte Sachverhalte kurz, knapp und allgemein verständlich zusammenzufassen. Aber eine einzelne Silbe? Ist das nicht doch ein bisschen sehr einfach? Um nicht zu sagen - naja... popelig??!





Kluge Künstler mit einem dicken Fell freuen sich wahrscheinlich über Buhrufe. Denn wenn sich ein kultivierter Mensch zu einem derart erbarmungswürdigen Verhalten hinreißen lässt, dann muss ihn das Gesehene ja zumindest irgendwie berührt haben. Dennoch: Ich persönlich finde Ausbuhen widerlich, insbesondere im Zusammenhang mit Kunst. Das ist so eine Unart, von Kunst persönliche Befriedigung zu erwarten, als wäre ein Theaterstück/Film/wasauchimmer eine Nutte, die einem jeden Wunsch von den Augen ablesen muss. Ich habe Eintritt gezahlt, now fucking blow me! Warum muss immer alles fertig, glatt und gefällig sein? Warum darf nichts Werden, Prozess, unfertig sein? WARUM MUSS IMMER ALLES PERFEKT SEIN? Haben wir alle zu oft Germany's Next Topmodel geguckt?




Was mich insbesondere besorgt ist Folgendes: Die Leute, die da in Cannes "Buh!" geschrien haben, sind kulturell (wie wahrscheinlich auch kulinarisch) überfressene alte Journalistensäcke und Filmfuzzis, die vermutlich fast ausschließlich vor 1970 geboren wurden und diese ganzen Menschenwürde-Vernichtungs-Formate wie Deutschland sucht den Superstar, X-Factor, Dschungelcamp und Co gar nicht kennen.

Wie werden denn die Kids, die mit diesen Formaten aufgewachsen sind, mit Künstlern umgehen, die ihnen etwas Eckiges präsentieren, das nicht in das Runde passt, das sie aus dem Fernsehen gewohnt sind?

Man kann natürlich auch so argumentieren: Buhen und Auspfeifen sind alte Phänomene. Und Fräulein Vega sollte sich nicht so aufregen. Ist richtig. Das Ausbuhen kam schon zur Zeit der Gladiatorenkämpfe im alten Rom vor. Da entschied das Publikum durch lautstarke Meinungsäußerung mit, wer leben und wer sterben sollte. Traditionsreich und voll harmlos also, das Buhen. Oh, wait.

Naja. Wahrscheinlich sollte ich den Buhrufern mit mehr Empathie begegnen. Sie haben offensichtlich so wenig Kontakt zu ihrer eigenen künstlerischen Seite, dass sie die Wunden, die sie schlagen, nicht nachvollziehen können. Außerdem ist es doch völlig klar, dass der Buhrufer an sich unter Erektionsproblemen, chronischer Verstopfung, unterentwickelten Genitalien und fauligem Atem leidet und deswegen so mies drauf ist.

Vielleicht sollte ich ihm also in Zukunft mit mehr Verständnis begegnen. Ha!


m.

Montag, 16. Mai 2011

Zitat des Tages







"I must down to the sea again, for the call of the running tide Is a wild call and a clear call that may not be denied."


John Masefield


Donnerstag, 12. Mai 2011

Glorreiche Gesichtsbaracken oder: The Expendables

Leider komme ich jetzt erst dazu, diesen großartigen Film, der mir die Osterfeiertage doch sehr versüßt hat, zu empfehlen.

The Expendables ist wunderbares Hau-Drauf-Kino mit all den Action-Fressen, die man in diesem Zusammenhang sehen möchte. Sylvester Stallone, Jason Statham, Jet Li, der (unglaublich verfallene) Dolph Lundgren, Mickey Rourke... ja, sogar Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger in Cameos.

Die Geschichte ist total egal, es wird super viel in die Luft gejagt und geschossen und geprügelt, das ist aber zu keiner Zeit so brutal oder explizit, dass ich hätte weggucken müssen. Nur an einer Stelle habe ich mir die Hand vor's Gesicht gehalten. Da musste man nämlich kurz Angst haben, dass Gesichtsbaracke numero uno, Sly Stallone, versuchen könnte, die schöne Frau zu küssen, die er gerade gerettet hatte. Das entlockte mir dann doch einen angstvollen Kiekser. Aber ansonsten: ein 1a Feel-Good-Movie à la Reagan-Ära.

Da gibt es keine komplizierten Psychologien, keine vertrackten Zusammenhänge, keine Interdependenzen. Die Möglichkeit, dass die somalischen Piraten vielleicht nur arme Fischer sein könnten, die durch die Umstände irgwndwo gezwungen sind, zu handeln, wie sie handeln, existiert gar nicht. Nein, sie sind gewissenlose Monster, die man zur Strecke bringen muss. Ebenso wie Diktatoren - die müssen auch zur Strecke gebracht werden. Und wenn man das gemacht hat, ist alles wieder gut. Es gibt keine tiefer gehenden Strukturen, es müssen keine dauerhaften Lösungen gefunden werden, keiner braucht Diplomatie und Abstriche und Kompromisse. Die Bösen sind wirklich böse. Die Guten sind wirklich gut. Und man weiß immer, wer wer ist.



Für jeden, der regelmäßig die Nachrichten verfolgt und das sonst manchmal gar nicht mehr so leicht trennen kann, das mit Gut und Böse, Richtig und Falsch, der begreift, wie fucking KOMPLIZIERT alles ist, den wird ein Film wie The Expendables nicht nur unterhalten und erheitern, sondern auf den wirkt der wie eine mehrwöchige Ayurveda-Kur. Eine Pause von den Komplikationen der Realität.

m.

Snow Falling on Cedars

Mein Freund war auf'm Flohmarkt und hat mir gleich einen ganzen Schwung Bücher mitgebracht. Habe mir direkt eines rausgegriffen und drauf los gelesen.

Zunächst im Angebot: Schnee, der auf Zedern fällt des amerikanischen Autors David Guterson. Ein hoch literarischer Krimi, der in den 90ern erschienen ist und natürlich längst eine Kino-Auswertung erfahren hat. Die kenne ich persönlich nicht, aber das Buch habe ich in ein paar Tagen weggelesen.




In einem kleinen Nest an der amerikanischen Küste wird ein Fischer ertrunken in seinem eigenen Netz gefunden. Eine Kopfverletzung deutet darauf hin, dass es Mord war. Bald wird ein Verdächtiger verhaftet, der der japanischstämmigen Minderheit angehört, der gegenüber viele "weiße" Bewohner des Ortes massive Ressentiments hegen. Ishmael Chambers, der in dem zur Zeit des Prozesses völlig eingeschneiten Örtchen eine Zeitung betreibt, versucht, die Wahrheit herauszufinden. Der Angeklagte interessiert ihn aber nicht nur aus professioneller Neugier - ist dessen Frau Hatsue doch Ishmaels unvergessene Jugendliebe.

Das Buch springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her und integriert historische Hintergründe (beispielsweise über die Internierung japanisch-stämmiger Amerikaner in Arbeitslagern nach dem Angriff auf Pearl Harbor), Themen wie Schuld, Vergeben und die ewige Fremdheit des anderen in eine spannende Krimi-Handlung.

Kein Page-Turner, aber gutes Lesefutter. Wobei ich froh bin, dass ich das Buch nicht im jahreszeitlich passenderen Winter gelesen habe. Da hätte ich davon vermutlich Depressionen bekommen. Ist die Moral von der Geschicht' doch, dass wir uns alle fremd sind und daran nichts zu ändern ist. Dass jeder sein Päckchen allein tragen muss. Im Frühling aber ging's. Daumen hoch!


m.

Montag, 2. Mai 2011

Buried

Beklemmend, fesselnd, atemberaubend und ein gelungenes flimisches Experiment - das alles ist der Film Buried.

Nun bin ich ja von Natur aus ein begeisterungsfähiges Mädchen und schmeiße mit Superlativen um mich wie ein Ninja mit Wurfsternen. Mir ist klar, dass sich das irgendwann abnutzt. Aber ich möchte allen Filmen anspruchsvoller Handlung versichern: Ich übertreibe nicht. Buried ist wirklich so gut.

Die Handlung: Ein amerikanischer Lastwagenfahrer (Ryan Reynolds) wurde im Irak gekidnappt und eingesperrt. Er hat 90 Minuten Zeit, um eine Million Dollar zu organisieren, sonst soll er sterben. Seine einzigen Hilfsmittel bei dieser Mission Impossible: ein Handy mit schwachem Akku und eine Lampe. Beides kann er gut brauchen. Denn, der Clou: Der Protagonist wurde nicht etwa in einen Raum gesperrt, sondern er befindet sich in einem Sarg. Eingebuddelt. Six feet under. Der ganze, 90-minütige Film spielt sich in eben diesem Sarg ab, und wird allein von Reynolds getragen.

Das nenne ich mal Einheit von Raum und Zeit! Erstaunlicherweise baut die Regie in diesem klaustrophobischen Szenario unglaubliche Spannung auf, während wir dem Protagonisten dabei zusehen, wie er verzweifelt versucht, den Entführer hinzuhalten, seine Regierung dazu zu bringen, ihm zu helfen, und - schlicht und einfach - in dem Sarg nicht durchzudrehen. Ein beeindruckendes Drehbuch, eine geniale Regieleistung, tolle Kameraführung (coole, lange Kamerafahrten - in einem SARG!!!) und ein toller Hauptdarsteller. Wow!



m.