Montag, 28. Februar 2011

Born This Way - Music Video Edition

Das neue Musikvideo von Lady Gaga ist da. Es ist völlig bekloppt, überkandidelt und größenwahnsinnig. Ich liebe es.

Es ist erneut nicht so sehr ein Musikvideo, sondern vielmehr ein Kurzfilm. Ich mag die futuristischen Geburts-Szenen am Anfang, doch am Besten gefällt mir die düstere Zombie-Gaga. Ich muss aber auch sagen, dass ich die Tanzszenen sehr gut finde. Gaga sah noch nie so sexy aus. Und was hat sie bitte für einen Körper??! Ahouuu! Damit stellt sie manche Tänzerin in den Schatten. Aber genug Geschwafel von der fiebrigen Frau Vega. Seht selbst:




Na?


m.

P.S. Konnte das Video derzeit nur auf perezhilton.com finden. Sorry!

Lieben ... im Februar

Meine Güte, der Februar ist fast rum. Ich habe die Grippe, aber das ist kein Grund, mein obligatorisches "Lieben ..."-Post ausfallen zu lassen.

Diesen Februar liebe ich...

meine plüschigen Miezekatzen-Puschen

Sie halten meine Füße warm und sind außerdem auch noch sehr sehr niedlich. Ein gewisser Freund von mir mag sie peinlich finden. Ich jedoch liebe sie. I'm not ashamed. Miau!




Fight Club

Einer meiner Lieblingsfilme überhaupt, den ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Dafür dann jetzt aber gleich wieder ein paar Mal an einem Tag. Brad Pitt ist viel schlechter, als ich ihn in Erinnerung hatte, aber Edward Norton ist top und der ganze Film ein Kunstwerk. Die Endsequenz, wenn Jack und Marla vor dieser Fensterfront stehen und zu Where Is My Mind? von den Pixies alles zusammenbricht? Pure Poesie. Nur eine Frage drängt sich mir in diesem Kontext auf: Was macht eigentlich der großartige Edward Norton?




James Francos Hang zur Selbstdarstellung

Der schöne Herr Franco hat sich innerhalb weniger Tage bei Twitter und Facebook angemeldet und spammt auch sonst aus allen Rohren. Hauptsächlich Fotos. Sehr zu meiner Freude. http://www.whosay.com/jamesfranco


Märchensuppe

Eigentlich esse ich sehr gesund. Aber wenn ich wie derzeit das Bett hüten muss, dann will ich Buchstabensuppe. Auch wenn sie aus der Tüte kommt. Deswegen habe ich Jörn heute beauftragt, mir Buchstabensuppe mitzubringen. Als er im Supermarkt feststellte, dass es keine Buchstabensuppe ohne Geschmacksverstärker gibt, hat mein kluger Freund mir stattdessen MÄRCHENSUPPE mitgebracht! Oh mein Gott, wie cool ist das denn? MÄRCHENSUPPE! Die kannte ich noch gar nicht! Da schwimmen kleine Gespenster, Feen und Einhörner drin rum! J'adore.




Afros

Kürzlich habe ich meine Locken ausgekämmt. Danach sehe ich immer, wenn ich nicht sofort Schaumfestiger und tausend andere Produkte in meine Haare tue, aus wie Diana Ross anno 1975. Also sehr voluminös. Was den Durchschnittsdeutschen durchaus irritiert. Was immer wieder lustig ist.
Tatsächlich sehe ich derzeit immer mehr Mädels mit Afro rumlaufen, was mich sehr freut. Ist immer schön, nicht allein zu sein. Womit auch immer. Kürzlich habe ich sogar einen ausgewachsenen Afro in einem Hollywoodfilm gesehen. Regelrecht skandalös. In Hollywoodfilmen dürfen ja im Grunde schon gar keine schwarzen Frauen auftauchen, mit welcher Frisur auch immer. Und mit Afro? Gott bewahre! Allerhöchstens sehr hellhäutige Frauen wie Halle Berry, und wenn dann mit superglatten Haaren. In The Kids Are Alright gab es hingegen diesen schönen Afro zu bewundern. Yay!





Vegan Yum Yum

Kürzlich waren Jörn und ich bei unseren fabelhaften Freunden Ina und Chris zu Besuch. Chris ist, was ich gerne wäre und nach 16 Jahren Vegetarismus immer noch nicht auf die Reihe gekriegt habe: Veganer. Bei Chris und Ina gab es dementsprechend super leckeres veganes Essen. Das hat mich dazu inspiriert, mal wieder meine liebsten veganen Websites und Blogs aufzusuchen und ein bisschen nach Rezepten zu suchen. Die Krone gebührt meines Erachtens dem Blog Vegan Yum Yum. Exzellente Rezepte mit Bildern, so lecker, dass ich regelmäßig mein Laptop vollsabbere, wenn ich draufklicke.
http://veganyumyum.com/




Brasilianischer Pop

Nichts kann einem den Winter so gut versüßen, wie ein bisschen brasilianischer Pop. Bei mir derzeit on heavy rotation: Força Bruta von Jorge Ben. So, so gut. Oder die Nummer hier: purer Sonnenschein.




m.

The Social Network

Ich habe es endlich geschafft, mir The Social Network anzuschauen. Zunächst hatte mich der Film über die Entstehung von Facebook nicht im Geringsten interessiert. Allerdings ist er von Regisseur David Fincher, der einige meiner absoluten Lieblingsfilme gemacht hat. Dementsprechend war klar, dass ich mir The Social Network früher oder später wenn schon nicht im Kino, dann doch zumindest auf DVD angucken würde.





Ich habe es nicht bereut. Hauptdarsteller Jesse Eisenberg macht einen großartigen Job als Mark Zuckerberg und gibt dem – wie der Film ihn darstellt – unfassbar unsympathischen Genie eine ganze Menge Menschlichkeit und Verletzlichkeit mit. Darüber hinaus ist es erstaunlich, wie David Fincher es schafft, einen Film über die Entstehung eines Unternehmens spannend, cool und stellenweise sogar irgendwie rührend zu machen. Ganz große Kunst ist aber auch das Drehbuch. Die Dialoge sind so brillant. Die Anfangssequenz, in der Marks Freundin mit ihm Schluss macht beispielsweise: Die Dialoge sind so schnell, so clever – super.




Auch die Schlusssequenz des Films ist genial. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so begeistert sein würde. Muss man nicht im Kino gesehen haben, weil es hier nicht um große Bilder geht. Aber für den gepflegten DVD-Abend ein absolutes Muss.

Ich bin gespannt, was Herr Fincher als nächstes macht.


m.

Freitag, 25. Februar 2011

Mafia al dente

Im letzten Jahr hat die Leipziger Gruppe TheaterPACK mein Stück Der Neurosenkrieg aufgeführt, und danach hat der Chef, Frank Schletter, gleich noch einen Dinnerkrimi bei mir geordert, den ich mit Freuden serviert habe.

Mafia al dente heißt das Ding, hatte im Januar Premiere, und der Name ist natürlich Programm. Warum ich euch das alles erzähle? Selbstverständlich aus Eigenwerbungsgründen. Heute ist nämlich eine weitere Aufführung, im Café Waldi. Also... falls der geneigte Leipziger da noch schnell vorbeispringen will - be my guest! (Natürlich nur im übertragenen Sinne. Ich bin in Köln, ich habe zu tun und empfange heute keine Gäste.)





Infos zum Stück gibt es hier: http://www.theaterpack.com/Startseite/mafia_al_dente/th125_index_0.htm


Küsse und so,
m.

ViCKi LEEKX

Nein, keine Sorge. Ich weiß, wie man WikiLeaks schreibt und nehme mir in diesem Blog nicht das ganze Assange-Thema vor. Ich will ein Blog schreiben, keine Dissertation.

Hinter ViCKi LEEKX verbirgt sich keine Geringere, als die von mir hoch geschätzte M.I.A., und auf der zugehörigen Homepage kann man ein neues Mixtape von ihr herunterladen. Jenes ist sowas von gut, dass ich es derzeit ständig höre. Habe darüber hinaus in wochenlangen empirischen Tests festgestellt, dass ich, wenn ich diesen Mix höre, im Fitnessstudio auf dem Crosstrainer bis zu 10% mehr Kalorien verbrenne, als mit jeder anderen Musik. (Man hat dich entthront, Britney!!!)

Hier ist der Link, unter dem man das Mixtape gratis und legal runterladen kann.

http://vickileekx.com/


m.

James Franco + Pussy



James Franco, schlafend, ein Buch in der Hand, Musik auf den Ohren, Miezekatzen. ♥

(via http://www.whosay.com/jamesfranco/)


m.

Donnerstag, 24. Februar 2011

Der Kaufland-Song

Wenn ich es nicht mit eigenen Ohren gehört hätte, würde ich es selbst nicht glauben.

Kürzlich hat mir Jörn erzählt, er wäre einkaufen gewesen, und plötzlich wäre über die Lautsprecher die Kaufland-Hymne erklungen. Ich habe bis zum Schluss gedacht, dass der mich verarschen will. Bis ich recherchiert und das Kaufland-Lied gefunden habe. Nein, kein Jingle! Ein ganzer KAUFLAND-SONG!!

Das fällt definitiv unter die What-the-fuck?-Kategorie. Das Lied klingt, als hätte Celine Dion in den 90ern eine Nummer mit Dieter Bohlen aufgenommen. Es klingt wie etwas, das Yvonne Catterfeld singen würde, wenn sie auf Äther wäre und beim Eurovision Song Contest ganz sicher auf dem letzten Platz landen wollte. Besonders schlimm ist der Aufbau: Das Kaufland-Lied beginnt ganz ruhig und tragend, Disney-Prinzessinnen-balladesk und auf erschreckende Art und Weise ernst. (Klar ist es unfreiwillig komisch, aber das ist Guido Westerwelle auch, und das macht ihn auch nicht besser.) Das Kaufland-Lied beginnt so:

Stell dir vor, es gibt ein Land, wo man dich versteht
Offen wär', kompetent, wo kaufen besser geht
Hier werden Wünsche wahr, ein Stück Geborgenheit
Hier fühlst du dich wohl
Erleb' die Herzlichkeit
Ein Land, eine Welt, in der der Mensch noch zählt
Ein Lächeln dich gewinnt und alle freundlich sind
Ein Land, eine Welt, Verantwortung die zählt
Als Team sind wir gern da, wie Freunde dir ganz nah



Und dann kommt so ein Break, und dann geht es mit (motivierenden? treibenden?? zum Kauf animierenden???) Beats weiter. Der Text bleibt aber so. Hört ma', hier:





Die armen Mitarbeiter! Stellt euch mal vor, ihr müsstet das mehrmals am Tag hören! Ich würde vermutlich völlig ausrasten, mich in der Obst-Abteilung mit Wurfgeschossen bewaffnen, die ersten Kunden, die mir in die Quere kommen, mit ein paar Granny-Smiths direkt zwischen die Augen außer Gefecht setzen, und den Rest mit ein paar gut gezielten Ananaswürfen erledigen. Die Feinkostsektion zertrümmern, die Fleischtheke überfallen, nur mit ein paar Schweinemedaillons bekleidet und wirrem Haar völlig verwildert aus dem Schutt der Lebensmittelabteilung wieder auftauchen und alle verbliebenen Menschen und Schokoosterhasen mit meinem Einkaufswagen plattfahren.

Leute, ganz ehrlich, ich scheue mich davor, noch mal ins Kaufland zu gehen. Ich kaufe da eigentlich ganz gerne, zumal die ein vernünftiges Sortiment an vegetarischen Würsten haben. Und als gute Deutsche esse ich natürlich sehr gerne Sauerkraut und dazu sehr viele Würste. Aber das Lied ist gruselig, ES MACHT MIR ANGST! Geborgenheit in einem Supermarkt? Was zum Teufel?

Ich traue mich da nicht mehr rein. Seit ich weiß, dass die dieses Lied spielen, fürchte ich, den Laden nach meinem nächsten Einkauf ohne Würste, aber mit einer hübschen Lobotomienarbe auf'm Kopp wieder zu verlassen.


m.

Montag, 21. Februar 2011

Von Muttersprachen und Mauerblümchen

Heute ist der Tag der Muttersprache. Ein Grund zu feiern, wie ich finde, zumindest für die Deutschen. Gut, ich stehe mit der Meinung, dass das Deutsche die wohl schönste aller Sprachen ist, vermutlich ziemlich alleine da. Aber ich lasse mich nicht beirren. Weder von Australiern, die mir auf die Frage, wie Deutsch für sie klinge, ebenso verhalten wie charmant antworteten "always depends on who is speaking it", noch von Amerikanern, die behaupten, jeder, der Deutsch spricht, klinge wie Hitler oder als versuche er, einen Schäferhund zu dressieren.

Das ist doch Unsinn. Deutsch ist super! Nehmt beispielsweise das schöne Wort Mauerblümchen. Sagt das mal: "Mauerblümchen". Schön, nicht? Da stimmen doch Klang und Bedeutung überein! Und jetzt sagt mal das englische Äquivalent, sagt mal "wallflower". Na? Klingt das so, wie es klingen sollte? Nein, tut es nicht. Es klingt nicht nach einem schüchternen MAUERBLÜMCHEN, sondern nach einer verdammten Rockband! ALLES klingt auf Englisch wie der Name einer verdammten Rockband. Im Deutschen klingt hingegen alles genau so wie das, was es bezeichnet. Vollbart. Ficken. Jammerlappen. Sehnsucht. Schmatzen. Bersten. Nussknacker. Eine wunderbar lautmalerische Sprache, das Deutsche.

Ich liebe es. Was soll ich machen, es ist die Sprache in der ich schreibe, fluche und träume. Meine Muttersprache. Trotz der Tatsache, dass ich von manch teutonischem Wesen anerkennende Blicke ernte, wenn es merkt, dass die schwarze Frau mit den komischen Haaren doch tatsächlich ganz gut Deutsch spricht. ("Ha!", möchte ich dann immer gerne sagen, "ich spreche besser Deutsch als du, bitch! Akzeptiere es einfach!", mache ich aber meistens nicht.)

Wie gesagt: Tag der Muttersprache. Zu diesem freudigen Anlass hier meine Top 10 der wunderschönen, obgleich vernachlässigten Worte. Zur fröhlichen Wiederaufnahme in euren Wortschatz.


10.Halunke
9. blümerant
8. Gemächt
7. Mauerblümchen
6. Brimborium
5. Dirne
4. Mischpoke
3. Fisimatenten
2. Muckefuck
1. Kokolores


So. Jetzt noch ein Song von Mother Tongue, und das Blog ist rund. Hat zwar nix mit dem Thema zu tun, das Lied, aber wenn die Band "Muttersprache" heißt und zudem gut ist, dann hat sie ja wohl auch so ihre Berechtigung. Auch wenn 'se in dieser schreeecklichen Rockbandsprache singt.




m.

Strong is the new skinny


via http://the-dame.com


m.

Sonntag, 20. Februar 2011

All The Sand In All The Sea

Ohne viele Worte - mein letztes Blog war lang genug - hier noch ein bisschen sehr schöne Sonntagabendmusik von einer meiner Lieblingsbands, Devotchka. Die aktuelle Single, All The Sand In All The Sea. Ich habe Devotchka bisher zweimal live gesehen, einmal solo vor fast keinem Publikum im Underground vor einigen Jahren, und zuletzt im Dezember 2010 als Vorgruppe von Gogol Bordello. Super Liveband und auch auf Scheibe wirklich lecker. Auch wenn mich ihre Lieder immer ein bisschen traurig machen. Aber halt so schön traurig. Nicht so scheiße traurig.






m.

The King's Speech

Wowsa! Momentan laufen echt eine Menge gute Filme. Habe gerade The King's Speech gesehen, und ich hätte nicht erwartet, dass er mir so gut gefällt. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, warum nicht. Ich hatte ihn mir irgendwie... pathetischer und pompöser vorgestellt. Natürlich kommt er nicht ohne einen gewissen Pathos aus, aber letztlich sorgen das clevere Drehbuch und die überragenden Darsteller dafür, dass ein wirklich ergreifendes, spannendes Stück Kino dabei herauskommt. Kein Wunder, dass der Film für so viele Oscars nominiert ist.

The King's Speech dreht sich um King George VI, der zu Anfang des Films noch nicht König, ja noch nicht mal Thronfolger ist. Bertie (Colin Firth), wie ihn seine Familie nennt, ist der zweitälteste Sohn des Königs und trägt den Titel Duke of York. Und: Er ist ein furchtbarer Stotterer. Bereits während sein Vater noch regiert, muss er ab und an Reden halten (mit einer solchen Szene steigt der Film ein), was sowohl für ihn als auch für das Publikum eine absolute Qual ist. Der Horror in seinem Gesicht, während die Menschen um ihn herum betreten zu Boden blicken, während er versucht, Konsonant um Konsonant einzeln und schmerzhaft hervorzuwürgen - OH MEIN GOTT.
Als Berties Vater stirbt, besteigt sein leichtlebiger älterer Bruder (gespielt von Guy Pearce) den Thron - eine absolute Erleichterung für den Bertie. Denn der König braucht eine Stimme, hat er schließlich kaum Macht oder Verfügungsgewalt und ist zum Repäsentieren und Redenhalten da. Und für Bertie gibt es nun mal nichts Schlimmeres, als vor vielen Menschen zu sprechen. Seine Frau Elizabeth (die wir als Queen Mum kennen und die von Helena Bonham Carter gespielt wird) überredet ihn jedoch, es nach zahlreichen fruchtlosen Versuchen noch mit einem letzten Sprachtherapeuten zu versuchen. Sie schleppt Bertie zu Lionel Logue, der von Geoffrey Rush gespielt wird. Der versucht mit für die damalige Zeit relativ unorthodoxen Methoden, den Gründen des Stotterns auf den Grund zu gehen und Bertie darüber hinwegzuhelfen. Als Berties älterer Bruder nach nur einigen Wochen der Regentschaft abdankt, um eine "nicht standesgemäße" Ehe eingehen zu können, und Bertie gezwungen ist, als King George VI. den Thron zu besteigen und zudem der zweite Weltkrieg naht, bricht er unter der Last fast zusammen. Nach der Krönungszeremonie wird von dem neuen König eine Rede an die Nation erwartet, die auf die Kriegserklärung zwischen England und Deutschland eingeht und den Leuten Mut macht, The King's Speech eben.





Die Beziehung zwischen "Bertie" und Lionel steht im Mittelpunkt, und beide Darsteller spielen so toll, dass der Film - je näher die wichtige Rede rückt, eine ähnliche Spannung aufbaut, wie ein gelungener Psychothriller. Colin Firth ist als stotternder Duke und als stotternder König so fantastisch - das muss man einfach gesehen haben. Es ist auch ein großer Verdienst seiner Perfomance, Bertie/King George nicht durch und durch sympathisch darzustellen, sondern ihn mit einer ganzen Menge Schwächen zu versehen, die ihn am Ende nur noch nahbarer und zugänglicher machen. Als der König zur finalen Szene des Films an seinem Stab vorbei in die gefürchtete Sprecherkabine ging, da pumpte mein Herz dermaßen, als müsse ich selbst in ein paar Sekunden zu etwas antreten, das ich fürchte wie der Teufel da Weihwasser. So spannend war das, und so an Bord war ich während des Films. Fantastisch. Auch Geoffrey Rush: super. Und was für eine Wonne, Helena Bonham Carter mal nicht in einer totaaal durchgeknallten Rolle zu sehen, sondern als echte Frau. Auch sie war in ihrer Rolle wirklich wunderbar, obgleich sie relativ wenig Zeit auf der Leinwand hatte.

Wenn ihr mich fragt, ist The King's Speech ein toller, kitsch- und nahezu pathosfreier Film über das Überwinden von scheinbar unüberwindbaren Hindernissen und auch irgendwie ein Film über Freundschaft und Mut. Wenn Colin Firth dafür keinen Oscar bekommt, dann fresse ich (nicht zuletzt vor Wut) einen Besen.

Den Film sollte man wirklich gesehen haben. Wer ihn allerdings in der Synchro guckt, der ist wirklich selber schuld. Colin Firth muss man nicht nur sehen, man muss ihn auch hören. (Wie jeden Schauspieler. Ich hasse Synchros. Aber das ist ein anderes Thema.)


m.

Freitag, 18. Februar 2011

J'adore Celeste

Ich habe mich auf den ersten Blick verliebt.

Das kommt bei mir selten vor, wenn es um bildende Kunst geht. Normalerweise verliebe ich mich ausschließlich in Literatur oder Musik. Aber die Bilder von Celeste Palacios haben mich sofort fasziniert.





Zum ersten Mal habe ich ihre Sachen gesehen, als ich bei meiner Freundin Michelle zu Besuch war. Sie hat vor Jahren eine Künstlergruppe gegründet, für die sie Ausstellungen organisiert. Bilder von den Künstlern der Gruppe hängen aber auch stets in ihrer Wohnung (beneidenswert! eine Wohnung voller Kunst!). Als ich das erste Mal da war, haben mich viele Bilder an den Wänden angesprochen. Förmlich hypnotisiert haben mich in dem Moment aber die von Celeste. Ihre Bilder sind völlig eigen. Ausdrucksstark. Naiv. Klug. Feminin. Magisch. Wie zum Beispiel ihre Mujeres Norteñas: http://www.celestepalacios.com/gallery-09-mujeres-norte.htm

Ihr merkt es schon: I'm in love. Viele weitere Bilder - sowohl Acryl Paintings als auch Digital Fine Art - kann man sich ebenfalls auf Celestes Homepage, www.celestepalacios.com, anschauen.

Als ich einige Zeit nach meiner ersten Begegnung mit Celestes Bildern auf einer Ausstellung von Michelles Gruppe, des Michelle-Kluge-Komplex, war, stand ich wieder wie hypnotisiert vor Celestes Arbeiten und starrte ein Frida-Kahlo-Porträt an. Ich war zu dem Zeitpunkt völlig abgebrannt, überlegte aber, ob ich nicht die nächste Woche auf's Essen verzichten und stattdessen die Frida Kahlo (http://www.celestepalacios.com/gallery-06-homage.htm) kaufen wollte. Ich entschied mich, noch ein bisschen zu sparen und kaufte mir lediglich eine Postkarte mit einem Motiv von Celeste, die ich mir rahmte und ins Zimmer hängte. Ich träumte aber immer noch davon, mir ein Bild von Celeste zu kaufen, wenn ich mich finanziell erholt hätte.





Dann kam Weihnachten. Jörn hatte schon mehrfach angedeutet, dass er ein ziemlich cooles Geschenk für mich habe, das - ich zitiere - einer Königin wie mir durchaus würdig sei. Jörn findet immer die coolsten Geschenke, aber als ich dieses ausgepackt habe, war ich tatsächlich für einige Minuten völlig sprachlos. Wenn er mir irgendein Bild von Celeste geschenkt hätte, wäre ich bereits überglücklich gewesen. Aber er hat mir folgendes Bild von Celeste geschenkt:






Da ihr ja nun wisst, wie sehr ich Celestes Bilder mag, könnt ihr euch sicher denken, dass ich erst mal ein bisschen hyperventiliert habe. Ich liebe es! Jörn ist echt so verrückt! Ich liebe es! Ich liebe das Bild! Ich als Herzkönigin, majestätisch wie im echten Leben! Off with the head! Ha! Und sogar meine imaginäre Katze Pitzi ist auf dem Bild zu sehen! Das ist das allercoolste Geschenk, das ich je bekommen habe, und jedes Mal, wenn ich das Bild angucke ist es, als würde man mir eine hochprozentige Dosis Schokolade direkt in die Venen schießen.

Wer Celestes Bilder genauso gerne mag, wie ich, der kann sie sich übrigens nicht nur auf ihrer Homepage angucken. Am 24. Februar um 19.30h ist ihre Vernissage in der Galerie Kunstvoll in München. Und die Kölner sollten wirklich wirklich am 24. März zur Vernissage der Ausstellung Acht haben ins Foyer der Kölner Müllverbrennungsanlage kommen. Da stellt der gesamte Michelle-Kluge-Komplex aus. Fabelhaft. Ich gehe hin, und freue mich schon riesig drauf, Celeste dann auch mal persönlich kennenzulernen. Ihr kommt auch alle. Das wird was. Bis dahin!


m.

Donnerstag, 17. Februar 2011

Future Diva

Ich bleibe heute zu Hause und suhle mich in Bett und Selbstmitleid. Genau der richtige Zeitpunkt, um - Tee trinkend, stöhnend und jammernd - am Laptop die Tiefen des Webs zu erkunden.

Das Internet. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2011. Dies sind die Abenteuer der Melanie Vega, die mit ihrer 400 Mann starken Besatzung aus Neurosen, Psychosen, Alter Egos und "Stimmen" viele Jahre lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von geistiger Gesundheit entfernt dringt Frau Vega in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.

Das Internet, oh Mann. Hier beispielsweise. Alter Schwede. Guckt euch mal diese Diva an! Der kleine Kerl zeigt eine wirklich fierce Performance à la Christina Aguilera in Burlesque. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ein kleines Mädchen, geschminkt und in Netzstrümpfen, das so tanzt, das fände ich natürlich schrecklich. Aber dieser pummelige kleine Junge - ich weiß auch nicht. Ich bin verwirrt.
Ich - ich bin ausnahmsweise sprachlos.




Nee, echt jetzt: sprachlos.

m.


UPDATE: Falls der Youtube-Link nicht mehr gehen sollte, findet sich das Video auch hier: http://perezhilton.com/tv/Cute_Litte_Asian_Boy_Does_Xtinas_Burlesque/?ptvid=d1c4bd7e7c04a

Saudade

Saudade ist

1. ein angeblich unübersetzbarer Ausdruck für portugiesischen Weltschmerz
2. eine Weinbar in Ehrenfeld

Da ich in ersterem längst Expertin bin, habe ich gestern mal letzteres getestet. Das Saudade ist schließlich direkt bei mir um der Ecke, und ich hatte mehrfach von dem guten Wein gelesen, den die da angeblich servieren. Nun habe ich mit Jörn zusammen zwar "nur" eine Flasche gekillt, was nicht reicht, um allgemein sprechen zu können. Die, die wir leergesüffelt haben, war aber auf jeden Fall gut. Den "großen" Tapas-Teller kann ich leider nicht beurteilen, weil das meiste darauf Schinken und Salami war, und daher an meinen fleischfressenden Freund fiel. Aber er kostete 10 Euro und dafür fand ich ihn klein. Ich habe mich dann an Brot mit Aioli und Oliven sattgegessen und mir hinterher selbst noch ein Stück Käsekuchen mit weißer Schokolade verordnet. Tip top!





Außerdem ist das Saudade sehr gemütlich, hat eine enorme Auswahl portugiesischer Weine (wir tranken einen roten, dessen Namen ich vergessen habe, aber er war gut also who cares?) und war am gestrigen Mittwochabend ausgesprochen voll von jungen Ehrenfelder Weintrinkern. Also scheint der Ruf ja nicht der Schlechteste zu sein.

Auf ein Gläschen kann ich den Laden also empfehlen. Und das, obwohl mich der Wein - im totalen Gegensatz zur sonstige Wirkung von Alkohol auf mich - erst mit jedem Schluck schwermütiger und dann tendenziell aggressiv gemacht hat. Am Ende war ich kurz davor, irgendwem das Ohr abzubeißen. Nun, solange ich nicht durch weitere Selbstversuche mit portugiesischem Wein verifiziert habe, dass der Rote wirklich schuld daran war, möchte ich es ihm nicht anlasten.*

m.


*Bei der Erstellung dieses Blogs wurden keine Ohren verletzt.

good things will soon happen




via http://papersparrow.typepad.com/papersparrow/


m.

Mittwoch, 16. Februar 2011

Kölns bester Cappuccino

Jahrelang habe ich meine Magengeschwüre in regelmäßigen zeitlichen Abständen mit billigem Filterkaffee begossen.

Dann habe ich eine Weile gar keinen Kaffee mehr konsumiert. Das hat auch irgendwie gestunken.

Mittlerweile habe ich einen guten Kompromiss für mich gefunden: Ich trinke nur noch guten Kaffee. Das schränkt die Menge des von mir konsumierten Gesöffs automatisch ganz gewaltig ein. Denn wo kriegt man schon guten Kaffee? An der Coffee-to-go-Zapfsäule bestimmt nicht. Galestro ist allerdings 'ne ganz gute Adresse. Da schaue ich gerne mal vorbei, wenn ich am Hauptbahnhof unterwegs bin, was öfter vorkommt, als mir lieb ist. (Das klingt jetzt, als prostituiere ich mich in Bahnhofsnähe. Dabei fahre ich nur oft Zug. Ehrlich.)




Galestro ist eine niedliche kleine Espresso-Bar direkt gegenüber vom Haupteingang des Bahnhofs. Und der Cappuccino da ist super. Dazu ein Stück von der Limetten-Tarte, und der Nachmittag ist perfekt. Kann ich nur empfehlen. Zumal der Laden trotz der Lage selten wirklich voll ist, weil die ganzen Deppen zu Starbucks rennen und da Kaffee trinken, der nur halb so gut und doppelt so teuer ist. Wie ich Depp das jahrelang gemacht habe, bevor ich Galestro entdeckt habe. Ich verrate diesen Geheimtipp auch nur, weil ich ein bisschen gutes Karma durchaus gebrauchen kann.

Hoch die Kaffeetassen!


m.

Andy Warhol Just Finished Eating A Hamburger

Richtig gutes Theaterstück gesehen gestern, im Freien Werkstatt Theater in der Südstadt. Die Inszenierung trägt den schönen Titel Andy Warhol Just Finished Eating A Hamburger. Darin befassen sich vier Darsteller des Kölner Rose-Theegarten-Ensembles und ein Musiker in einer Vielzahl von Szenen und durch eine Vielzahl von Medien und Herangehensweisen mit Andy Warhol.




Mal kopieren die Darsteller Szenen aus dem Warhol-Film Trash (natürlich nicht ohne ihnen ihren eigenen Stempel aufzudrücken), mal stellen sie Warhol selbst dar (beispielsweise in der großartigen Anfangssequenz, die dem Stück den Titel gab und sich auf ein Video von Warhol bezieht, in dem er - ihr ahnt es - einen Hamburger verdrückt), mal schaffen sie Kunst à la Warhol - mit patschnassen Gummistiefeln auf Pappe oder mit Kartoffeldruck auf Papier, mal steuern sie fiktive Interviews mit Warhol bei. Im Hintergrund läuft der Warhol-Film The Kiss, von dem E-Gitarristen kommen Klänge, die an Velvet Underground erinnern.




Ich gebe zu, wenn ich das so schreibe, kann man sich nicht richtig was drunter vorstellen. Könnte auch doof und arty farty und bemüht sein. Isses aber nich!
Das Stück ist eine wunderbar bunte, gehaltvolle Collage rund um einen Mann, der ebenso berühmt wie rätselhaft ist. Vor allem - und das fand ich ganz wichtig - ist Andy Warhol Just Finished Eating A Hamburger nicht nur kunstvoll und clever, es ist vor allem wirklich witzig und sehr unterhaltsam. Ich kann nur allen empfehlen, mal wieder ein paar Euro für ein kleines, freies Kölner Theater auszugeben und sich das Stück anzusehen. Ich habe mich 90 Minuten lang königlich amüsiert.





m.

Montag, 14. Februar 2011

127 Hours

Es ist kein Geheimnis, dass ich eine ausgemachte Schwäche für James Franco habe. Zumal er nicht nur sehr, sehr schön ist, sondern noch dazu ein guter Schauspieler. In Danny Boyles neuem Film 127 Hours darf Monsieur Franco das beeindruckend unter Beweis stellen.




James Franco spielt in dem ersten Film, den Boyle nach seinem Oscar-Gewinner Slumdog Millionaire gemacht hat, einen jungen Mann namens Aron Ralston. Besagten Aron gibt es wirklich, und Menschen mit einem guten Namensgedächtnis erinnern sich vielleicht an ihn, denn seine Geschichte ging vor einigen Jahren durch alle Gazetten. Sie lautet ungefähr so: "Abenteuerlustiger junger Mann rutscht beim Canyoning irgendwo in Utah in eine Felsspalte, wobei sein rechter Arm von einem Felsbrocken eingequetscht wird. Tagelang versucht er, sich aus der Misere zu befreien. Weit und breit ist niemand, er hat kein Handy, er hat keinem gesagt, wo er hingeht - und den Felsen kriegt er auch nicht runter von seinem Arm. Das Wasser geht ihm aus und sein Arm fängt langsam an, abzusterben. Irgendwann begreift Ralston, dass er nur eine Chance hat: seinen Arm zu amputieren. Und das macht er dann auch. Mit seinem Taschenmesser. Danach schleppt er sich noch durch die Gluthitze kilometerweit durch die Gegend, bis er ein paar Wanderern begegnet, die Hilfe holen.

Der echte Aron Ralston hat ein Buch über dieses Erlebnis geschrieben. Es trägt den schönen Titel Between A Rock and A Hard Place. Er unternimmt heute noch Kletter- und Canyoning-Touren.





Angesichts der Tatsache, dass sich der große Teil des Films in einer engen Felsspalte abspielt - lediglich unterbrochen durch Flashbacks und die sich langsam aber sicher einstellenden Wahnvorstellungen des Protagonisten - muss sich Danny Boyle ganz auf seinen Hauptdarsteller verlassen. Der trägt den Film alleine, ohne Action, ohne wechselnde Settings, ohne Spielpartner. Wir sehen, wie Aron alles tut, um zu überleben und wie er versucht, nicht verrückt zu werden. Wir sehen, wie er über sein Leben nachdenkt und wie er sich selbst mit seiner Kamera filmt, damit er seinen Eltern - sollte jemand das Band finden - eine Erklärung hinterlassen kann. Es ist erstaunlich, wie es Danny Boyle gelingt, Spannung aufkommen zu lassen. Obwohl man ja ganz genau weiß, dass der Protagonist mit allen Versuchen, sich zu befreien - bis auf den letzten, radikalsten - scheitern wird, drückt man ihm unwahrscheinlich die Daumen. Und natürlich fragt man sich die ganze Zeit, was man selbst in Arons Situation gemacht hätte. Ob man das eigene Leben genug liebt und seine Familie und alle seine Lieben dringend genug hätte wiedersehen wollen, um sich selbst den Arm abzuschneiden.





Ich habe übrigens mehrfach gehört und gelesen, dass die Szene, in der sich Aron den Arm abnimmt, sehr grafisch und sehr sehr hart anzusehen sein soll. Ich kann das nicht beurteilen, denn ja, ich gebe es zu: Ich habe nicht hingeschaut. Ehrlich gesagt habe ich mir sogar die Ohren zugehalten. Das grausige Geräusch, als Aron sich den Unterarmknochen gebrochen hat, war mir Warnung genug. Ich kann also nichts dazu sagen, wie hart die Szene wirklich ist. Was ich aber guten Gewissens sagen kann: Der Film lebt nicht von diesem Schocker allein. Wenn man diese Kernszene weglässt, dann bleiben einem immer noch eine fesselnde (und oscarnominierte) Performance von James Franco, eine einfallsreiche Regie, tolle Landschaftsaufnahmen und ein cooler Soundtrack. Einziges Manko - pour moi: das ziemlich kitschige Ende. Aber hey, das ist alles Geschmackssache.

Total sehenswert, der Film, finde ich.


m.

Sonntag, 13. Februar 2011

Tirade des Tages – Ehrenfeld-Edition

Eigentlich hätte ich dieses Blog auch Kotze und Schleim nennen können. Das wäre eindeutig der apartere Titel gewesen. Aber "Ehrenfeld" und "Edition" bilden eine so schöne Alliteration, dass ich mich am Ende dagegen entschieden habe.

Und das, obwohl, seit ich in Ehrenfeld wohne, genau daraus mein Leben besteht: aus Kotze und Schleim. Denn ich wate Tag für Tag durch eine ausgewogene Mischung aus Auswurf, Rotze, (so hoffe ich größtenteils Hunde-)Scheiße und diversen anderen Körperausscheidungen.

Und langsam habe ich es satt. Köln ist ja ohnehin die schmutzigste Stadt dieses Planeten. Berlin mag schmutzig sein – so schmutzig wie Köln ist es lange nicht. In Ehrenfeld scheint es mir aber besonders schlimm. Und: Ich hasse das!

Ich hasse die Arschlochhundehalter, die ihre blöden Tölen überall hinmachen lassen, und am allerliebsten natürlich mitten auf den Gehweg. Ich hasse die Besoffskis, die mitten auf den Aphalt reihern, sodass ich allmorgendlich beim Brötchenholen von kotzefreier Insel zu kotzefreier Insel hüpfen muss, um halbwegs sauberen Fußes wieder nach Hause zu kommen.

Am Schlimmsten allerdings ist die Spucke. Ist euch schon mal aufgefallen, dass die Leute STÄNDIG auf den Boden rotzen? Für mich gibt es genau drei akzeptable Gründe, auszuspucken.


1.du bist gerade einen Marathon gelaufen und dein geschundener Körper produziert so viel Schleim, dass du erstickst, wenn du nicht ausspuckst
2.du befindest dich in einer Tarantinoesken Situation; gefesselt an einen Stuhl sitzt du deinem superfiesen Erzfeind gegenüber, der deine ganze Familie ausgelöscht und dich ordentlich in die Mangel genommen hat; und als der Bösewicht dir ganz nahe kommt um dir noch ein letztes mal ins Gesicht zu lachen, bevor er dir den Garaus macht, kannst du dem Drang nicht widerstehen, ihm zünftig ins Gesicht zu spucken, bevor du den obercoolen one liner ablässt, den du dir extra für den Schluss aufgespart hast
3.du bist ein Lama und spucken ist irgendwie dein Job

Für Situationen dieser Art habe ich durchaus Verständnis. Allen anderen, die in der Gegend rumrotzen, würde ich allerdings gerne mal – gelinde gesagt – den Marsch blasen. Es ist nämlich nicht schön, in Rotze zu treten. Es ist auch nicht schön, Rotze anzugucken. Ich weiß auch gar nicht, wo die Leute dieses gelbgrüne, klumpige Zeug herholen. Ich hab' sowas gar nicht. Zumindest nicht in solchen rauen Mengen. Aber wie dem auch sei: In die Gegend zu rotzen ist nicht nur asozial, was ich noch tolerieren könnte, nein, es ist auch hochgradig unästhetisch, und das nehme ich übel. Zumal man Rotze auf der Straße auch viel schlechter ausweichen kann als beispielsweise Kotze, weil man sie wenn überhaupt erst im letzten Moment sieht.

Aaaah! Ich balle reflexartig meine Fäustchen, wenn ich nur daran denke. Was mich zu einer Frage führt, die immer zentraler wird. Brauche ich anger management? Ich weiß nicht genau, was mit mir los ist. Ich könnte fast stündlich eine Tirade des Tages vom Stapel lassen.

Aber derartige Fragestellungen müssen warten. Ich muss mir jetzt erst einmal einen Hut und eine Bild am Sonntag kaufen, mich über die jungen Leute echauffieren, die nicht mehr wissen, was Anstand ist, und ein paar Falschparker denunzieren.


Bis auf Weiteres,
Wutbürgerin m.

The Kids Are Alright

Wer den perfekten Film für den perfekten Sonntagnachmittag sucht, der findet ihn in The Kids Are Alright.

Der mehrfach oscarnominierte Streifen dreht sich um Nic (Annette Bening) und Jules (Julianne Moore). Das seit vielen Jahren verheiratete Pärchen hat zwei relativ wohlgeratene Kinder und lebt in relativem Wohlstand in einer relativ glücklichen Beziehung. Als die Kids, die 18-jährige Joni und der 15-jährige Laser, die die beiden Moms per Samenbank empfangen haben, ihren leiblichen Vater suchen und finden, und dieser mehr und mehr Part der Familie wird, gerät das Familiengefüge ordentlich ins Wanken.





The Kids Are Alright ist ein Film über Beziehungen, über unterschiedliche Lebensentwürfe und vor allem über Familien. Was jetzt so klingt, als sei er langweilig, ist er aber nicht. Ich fand Drehbuch und Regie toll, und die Darsteller großartig. Ich meine, hey, Annette Bening und Julianne Moore sind beide für sich genommen schon ein echtes Schmankerl. Aber beide in einem Film? Das ist ziemlich cool. Die Ladies spielen hinreißend und meine Sympathie als Zuschauer schwankte ständig zwischen dem bodenständigen control freak Nic und der leicht überspannten Jules. Auch Mark Ruffalo als sperm donor Paul macht einen guten Job und darf sich genau wie Annette Bening über eine Oscar-Nominierung freuen. Auch Mia Wasikowska behauptet sich als Joni und hat tatsächlich mehr drauf als den einen Gesichtsausdruck, den sie als Tim Burtons Alice spielfilmlang vorgezeigt hat.





Beide Daumen hoch für The Kids Are Alright, der für mich den schwierigen Spagat zwischen Beziehungsdrama, Komödie und Coming-of-Age-Story geschafft hat.

Guckenguckengucken! Der Trailer allerdings ist mit Vorsicht zu genießen. The Kids Are Alright ist nicht die seichte Wohlfühl-Komödie, die der Trailer verkaufen will.


m.

Mein MP3-Player und ich

Ich bin übergelaufen.

Lange habe ich zu den MP3-Player-Verweigerern gehört. Ich fand die Dinger immer scheiße. Zum Kotzen, dass alle Leute auf der Straße mit Stöpseln in den Ohren rumlaufen, gefangen in ihrem eigenen Kopf, und nix mehr mitkriegen von ihrer Umwelt und den Menschen um sie herum.

Man kann kaum noch Leute ansprechen und einfach mal nach dem Weg fragen. Die hören einen gar nicht. Und im schlimmsten Fall sitzt man mit so einem MP3-Arschloch mit lärmenden Billigkopfhörern im Zug und darf sich auf der gesamten Strecke von Köln nach Gummersbach, also gefühlte fünf Stunden, unfreiwillig Death Metal oder - noch schlimmer! - die "Musik" vom neuesten "Album" der "Band" Black Eyed Peas oder irgend so eine Wichse anhören.

Tja, was soll ich sagen? Zu Weihnachten bekam ich einen MP3-Player, und zwar einen richtig guten, mit ausgezeichnetem Sound und fabelhaften Sennheiser-Kopfhörern. Ich packte sie aus und sie sagten mit Zombiestimme "JOIN US!!!" und das hab ich dann auch gemacht. Jetzt bin ich auch ein MP3-Zombie, der völlig autistisch und abgeschirmt gegen alles durch die Gegend läuft. Und wisst ihr was? ICH LIEBE ES! Mit der Super Taranta von Gogol Bordello auf den Ohren durch die Ehrenfelder Straßen laufen und zu Wonderlust King hüpfend Kotze und Hundescheiße ausweichen. Unterwegs zu einem Termin für die Rundschau in irgendeinem Kölner Vorort aus der Bahn steigen mit The Suburbs von Arcade Fire in den Gehörgängen. Fahrradfahren mit Fanfarlos I'm a Pilot. Durch Köln latschen, Pommes rot-weiß auffer Hand und My Body Is A Battlefield von Bonaparte auf repeat... Hach. Ich möchte es nicht mehr missen.

Und was das Abschirmen von anderen Menschen betrifft - die meisten, die einem in den Straßen begegnen, sind doch ohnehin genauso schlechtgelaunte Arschlöcher wie man selbst. So why bother?


m.

Samstag, 12. Februar 2011

Acht-ung, baby

Normalerweise leide ich nicht unter Selbstüberschätzung. Eigentlich hält mich eine gesunde Portion Grundunsicherheit davon ab, Dinge zu machen, die ich nicht kann. Aber es ist möglich, mich auf dem falschen Fuß zu erwischen. Indem man nett fragt, zum Beispiel. Meine verehrte Freundin Michelle Kluge hat mich beispielsweise kürzlich zur nächsten Vernissage ihrer Künstlergruppe eingeladen und gefragt, ob ich nicht bereit wäre, die Künstlergruppe in einer Rede vorzustellen und auch sonst ein paar Worte zu sagen. Und ich Blödi sag' natürlich ja, weil ich Michelle mag, ihre Künstlergruppe liebe und manchmal so doofe Öfters-mal-was-Neues-Anwandlungen habe. Also werde ich demnächst eine Laudatio halten. Ha!

Was aber viel wichtiger ist, ist die Vernissage an sich. Ich glaube, die wird sehr cool. Michelles Künstlergruppe, der Michelle-Kluge-Komplex, stellt nämlich an stets wechselnden, oft auch ungewöhnlichen Orten aus. Passend dazu findet die kommende Vernissage in der Kölner Müllverbrennungsanlage statt.





Ganz ehrlich - man muss nicht Toy Story 3 oder diverse Filme mit Endzeitszenario gesehen zu haben, um zu wissen, dass Müllverbrennungsanlagen als Orte die crème de la crème darstellen, wenn es um Coolness und Atmosphäre geht. Und für Ausstellungen gilt das natürlich erst recht.






Also: liebe Kölner, seid nicht dumm und kommt vorbei!
Hier gibt es noch ein paar weitere Infos über die Künstlergruppe. Schaut mal rein: http://www.michelle-kluge-komplex.de


m.

Freitag, 11. Februar 2011

Born This Way

Auf Twitter und in den Blogs ist der Teufel los, und das alles nur, weil Lady Gaga ihre neue Single herausgebracht hat. Aber für die Little Monsters, wie die Holde ihre Fans nennt, und von denen es nicht eben wenige gibt, ist das schon ein ganz großes Ding. Seit Tagen wurde auf zahlreichen Websites der Countdown bis zum Erscheinen runtergezählt und auf Twitter heißt der heutige Freitag schlicht #BornThisWayFriday.






Denn Born This Way, das ist der ebenso schöne wie suggestive Titel besagter Single. Und dass ich euch die an diese Stelle nicht vorenthalte, das ist ja wohl Ehrensache.





Es ist offensichtlich, dass Lady Gaga, die ja im Gegensatz zu so ziemlich JEDEM anderen Popstar ihre Songs selbst schreibt, versucht hat, das I Will Survive oder das I Am What I Am für das Jahr 2011 zu schreiben. Um das zu erkennen, muss man gar nicht so genau hinhören, dafür reicht schon der Refrain.


I'm beautiful in my way
'Cause God makes no mistakes
I'm on the right track, baby
I was born this way



An anderer Stelle singt Gaga:

No matter gay, straight or bi
Lesbian, transgendered life
I'm on the right track, baby
I was born to survive
No matter black, white or beige
Chola or orient made
I'm on the right track, baby
I was born to be brave



Eine Ode an ihre Fans und an die Selbstakzeptanz also. Dass das Ding ankommt und ein Riesenhit wird, ist ja mal klar. Gaga bedient genau ihr Publikum. Das Lied richtet sich - wie Gaga generell - eben an alle, die irgendwie schräg, hässlich, anders, unsicher, unpassend, eigenartig oder uncool sind. Oder sich zumindest so fühlen. Das kann man belächeln. Das kann man aber auch bleiben lassen. Und einfach tanzen.

Ich denke, es ist an dieser Stelle müßig zu sagen, dass ich den Song liebeliebeliebe und es nicht erwarten kann, endlich darauf zu tanzen. Also, irgendwo anders als in meinem Zimmer.


(Don't be a drag, just be a queen!)
m.

Donnerstag, 10. Februar 2011

The City

Ich liebe Patrick Wolf, und ich liebe auch seine neue Single The City. Poppig, aber Frau Vega hat ja 'ne Schwäche für Pop.
Natürlich habe ich mir das zugehörige Video schon x-mal angesehen. Obgleich es mich an eine Ralph-Lauren-Kampagne aus den frühen 0er Jahren erinnert, mag ich es sehr. Junge, glückliche, schöne Menschen sind bei allem Neid doch nie verkehrt.





Won't let the city destroy our love
Won't let the city destroy my love
Won't let no mistake take the roof from off our heads
No I
Won't let this city destroy us
Won't let the city destroy our love



So gut!


m.

Vogue goes Gaga

Lady Gaga ziert den Titel der März-Ausgabe der amerikanischen Vogue, was eine ziemliche Ehre ist. Das weiß sogar ich in Sachen Mode völlig uninteressierter dork. Und verdammt, ist der Titel gut. Sie sieht aus wie eine Fee. Aber eben nicht wie eine liebe, harmlose "Bück dich, Fee, Wunsch ist Wunsch!"-Fee, sondern trotz des ätherischen Looks wie immer stark und eigenständig und cool.





Ein weiblicher Popstar, dem ziemlich egal ist, ob sein Sexappeal beim heterosexuellen Durchschnitts-Popkonsumenten ankommt und der deswegen völlig auf diese Grundniedlichkeit verzichten kann, auf die die Britneys und Katy Perrys so angewiesen sind - dass ich das noch erleben darf!!!





Die Bilder aus dem Vogue-Editorial sind aber auch nicht von Pappe. Ich liebe es so sehr, dass Gaga nicht niedlich und stupsnasig sein muss, um bestehen zu können. Sie ist auch so eye candy galore. Dieser Ausdruck, diese großen Gesten. Wie ein Stummfilmstar. Wie Gloria Swanson in Sunset Boulevard.




Oh, ich gerate ins Schwärmen. Aber die Fotos sind halt super. Seht selbst!







J'adore.


m.

Mittwoch, 9. Februar 2011

Karma's Bitch - Konzerte-Edition

Ich habe aber auch ein mieses Karma, was Konzerte dieses Jahr angeht. Da fahre ich EINMAL weg, obwohl ich doch sonst immer 365 Tage im Jahr mit meinem fetten Arsch in dieser öden Stadt sitze. Da fahre ich also EINMAL weg, und prompt kommt am Tag meiner Abreise meine Lieblingsband, Kaizers Orchestra, in die Stadt.





Und kaum habe ich diese Hiobsbotschaft verdaut, lege ich mal wieder das gute alte My Horse Likes You-Album von Bonaparte auf und denke mir: Mensch, das war ein gutes Konzert letztes Jahr. Vielleicht kannste dieses Jahr ja noch mal Bonaparte gucken.





Als kleine Entschädigung für das verpasste Kaizers-Konzert. Gehe ich zu Bonapartes Facebook-Seite, und freue mich: 7. April, Köln. Und dann - natürlich - der Klassiker: "Juchu!!! - Ach nee, doch nicht."
Spitze. Da bin ich doch immer noch im Urlaub! Buäh!

Ja, ich weiß. Ich beklage mich darüber, dass ich in Urlaub fahre. I know, I know. Aber das ist echt wie verhext. Das ist wie einer dieser Samstage, an denen, nach Wochen der Partyflaute, plötzlich ALLES ist. Das Konzert deiner Lieblingsband, die Geburtstagsfeier deines besten Freundes, die Abschiedsparty deines Lieblingsmitbewohners, einfach alles.

Scheiß Karma. Wahrscheinlich war ich im letzten Leben Berufsverbrecher. Oder Politiker. Scheiße.

Schnell mich aufmuntern und euch mein doofes Lamentieren vergessen machen mit'n bisschen Musik von Bonaparte. Denn nichts bleibt, außer dem Rock'n'Roll. Enjoy.











m.

P.S. Es gibt Trost. Zum Beispiel durch Last Days of April am letzten Tag des Aprils im Kölner King Georg. Juchu, ganz ohne "nee, doch nicht". Aber mehr dazu ein anderes Mal.

Die letzte lebende Legende

Heute fiel es mir mal wieder in die Hand, eines meiner Lieblingsbücher. Ein Glück, dass ich es noch habe.

Vor einer Weile war ich nämlich ziemlich pleite. Zu diesem Zeitpunkt habe ich eine ganze Menge meiner Bücher und CDs auf Amazon vertickt. Zu allererst waren meine Bildbände dran, weil die groß und teuer sind und das meiste einbringen. Ich war unsentimental. NICHTS war sicher. Bis auf ein Buch, das ich einfach nicht hergeben konnte. Und ich habe es nicht bereut, es behalten zu haben, denn im Gegensatz zu vielen anderen nehme ich es immer wieder gerne in die Hand.

Es gibt viele gute Bücher von und über Nelson Mandela, aber dieser prächtige Band aus dem Hause Knesebeck ist sicherlich eines der schönsten.

Das Buch mischt einen gut recherchierten und geschriebenen biografischen Teil mit Interviews von Zeitzeugen, Freunden und Weggefährten Mandelas und kombiniert das Ganze mit zahllosen Fotos, Dokumenten, Schriftstücken, teils handschriftlichen Briefen und Zitaten. Großformatig und auf über 350 Seiten.
Es kommt selten vor, dass ich, wenn ich in diesem Buch lese oder blättere, nicht irgendwann Wölkchen in den Augen hab'.
Das liegt zum einen dran, dass ich 'ne Heulsuse bin und zum anderen an meiner grenzenlosen Verehrung für Mr. Mandela. Aber es hat auch zumindest ein bisschen damit zu tun, wie unglaublich toll dieses Buch gemacht ist. Mindestens ein Buch über Madiba sollte eigentlich jeder mal gelesen haben. Warum nicht dieses?


m.

Mini Vader

Ha! Wie ich als Kind! Ich hatte damals auch zu oft Star Wars geguckt und habe gedacht, wenn ich lange genug übe, dann kann ich die Macht anwenden wie Luke Skywalker.

Ich bin ja nicht so für Werbung, aber die ist echt süß:




m.

Dienstag, 8. Februar 2011

Alien Gaga

Meine Liebe zu Lady Gaga ist bekannt. Dementsprechend fiebere ich nicht nur ihrem neuen Album mit dem schönen Titel Born this Way entgegen, sondern auch allem, was damit zu tun hat. Art work, Musikvideos, Kostüme, Make-up. Lady Gaga ist ja keine einfache Musikerin, sondern eine Art Konzeptkünstlerin.

Am Freitag kommt der Titeltrack des neuen Albums als Single raus, und heute habe ich zum ersten Mal das Coverfoto gesehen, das ich hier natürlich keineswegs vorenthalten möchte, denn es ist ziemlich cool.





Ich mag diese Mischung aus Drag Queen, Rockstar und Alien mit den deformierten Gesichts- und Schulterknochen. So werd' ich auch immer, wenn man mich nach Mitternacht füttert.
Très gaga!


m.

Heute ein Kaizer

J'adore Kaizers Orchestra. Ich liebe die Rockstars aus Norwegen so sehr. Wie sehr? Lasst es mich an einem Beispiel erklären. Ich bin dieses Frühjahr zu einer traumhaften Reise in die Karibik eingeladen. Unglückseligerweise ist das Kaizers-Orchestra-Konzert in Köln exakt am Tag meiner Abreise. Und ich liebe diese Band so sehr, dass ich ERNSTHAFT darüber nachgedacht habe, meine Reiserücktrittsversicherung in Anspruch zu nehmen, auf 17 Tage Karibik zu verzichten und am 25.3. lieber zu Kaizers zu gehen. So neurotisch und selbstzerstörerisch liebe ich die.





Über das verpasste Konzert tröstet mich immerhin das neue Album der Herren aus dem hohen Norden hinweg. Violeta, Violeta heißt der erste Teil einer Trilogie. Und ich bin erfreut, sagen zu dürfen: Es ist so viel besser als der Vorgänger, Maskineri, das bis dato einzige Kaizers-Album, das von mir nicht den fucking-awesome-Stempel aufgedrückt bekam.

Anspieltipps: En for orgelet en for me, Hjerteknuser sowie der Opener, Philemon Arthur & the Dung. So gut!




love.


m.

P.S. Freunden der balkan-affinen Musik ist vielleicht aufgefallen, dass Kaizers Orchestra nach Gogol Bordello nun schon die zweite Superband ist, die eine gewisse Violeta besingt. Was hat es mit dieser Lady eigentlich auf sich?

Tirade des Tages - U-Bahn-Edition

In Köln mit der U-Bahn zu fahren, ist wirklich kein Geschenk. Meine Erachtens müsste man mindestens das emotionale Gleichgewicht eines Dalai Lama haben, um sich von U-Bahn-Fahrten nicht vollkommen abfucken zu lassen.
Die ständigen Verspätungen sind ja schlimm genug. Aber die Leute? Fuck.
Ganz ehrlich, könnte mal jemand einen U-Bahn-Knigge rausbringen? Langsam machen mich die Leute nämlich krank, die einsteigen, während noch nicht alle, die an der fucking Haltestelle aussteigen wollen, ausgestiegen sind. Oder die im Feierabendverkehr einsteigen und direkt an der Tür stehenbleiben, obwohl hinter ihnen noch 1000 andere Leute in die Bahn wollen. Oder die in einer total überfüllten Bahn den Sitzplatz neben sich mit ihrer Tasche besetzen, egal wie viele gehbehinderte Omis da gerne sitzen würden.

Aaaaaaaaaaaaaaaahhh!

Und wenn man dann die blöde Fahrt überstanden hat und natürlich viel zu spät am Ziel angekommen ist, dann muss man noch die Rolltreppen-Tortur überstehen. Denn man hat es eilig, aber man kommt nicht voran. Weil allein in Köln die Leute zu dumm sind, die Rechts-stehen-links-gehen-Regel zu kapieren. In Köln wird auf der Rolltreppe grundsätzlich gestanden - bloß keine Rücksicht nehmen.

Aaaaaaaaaaaaaaaahhh!

Wobei - über den Rolltreppen-Part sollte ich mich wahrscheinlich nicht so aufregen. Denn die meisten Rolltreppen fahren in Köln ja ohnehin nicht, sondern sind lediglich dazu da, Kippen, Coffee-to-go-Becher und McDonalds-Verpackungen aufzufangen und den U-Bahn-Stationen so einen aparten, post-apokalyptischen Anstrich zu verleihen.

Aaaaaaaaaaaaaaaahhh!

Leute, ich kann nicht mehr. Scheiß auf die Umwelt, die Erde geht eh bald unter; ich brauche ein Auto. So wie es jetzt ist, kann es jedenfalls nicht bleiben.


m.

Montag, 7. Februar 2011

Lovely Schumann

Ungewöhnlichen Tag gehabt gestern. Auf der Bühne stehe ich ja öfters mal, aber eine Lesung - das war für mich eine Premiere. Und dann auch noch für den guten Zweck und vor vollem Haus - so lasse ich mir das gefallen.

Mein Freund Jörn und ich waren von den Organisatoren des Nümbrechter Vereins Lichtbrücke, der sich für Bangladesch einsetzt, gefragt worden, ob wir bei einem Schumann-Abend mitwirken würden. War ganz cool, denn ein Pianist und eine Sopranistin steuerten den musikalischen Teil bei, und Jörn und ich lasen aus den Liebesbriefen, die sich Clara Wieck und ihr späterer Ehemann Robert Schumann geschrieben haben. Hochromantisches Zeug, kann ich euch sagen. Noch dazu mit einer ordentlichen Prise Romeo und Julia, weil Claras Vater gegen die Hochzeit war und die beiden lange von einander ferngehalten hat.

Dem Freund des gediegenen Liebesbriefes kann ich nur diesen schönen Band empfehlen, in dem die erhaltenen Texte der beiden lovebirds gesammelt sind.





Da kriegt man richtig Lust, wieder Briefe zu schreiben. Wird es aber natürlich dennoch niemals tun, weil man mit dem bisschen freier Zeit, das man hat, lieber Facebook-, Twitter- und Blogger-Accounts pflegt. Oh, well.


m.

Limit to Your Love

Ein bisschen schöne Musik - eine Coverversion - zum Wochenanfang. Denn wann kann man sie mehr gebrauchen, als jetzt? Das Cover ist von einem Herrn namens James Blake, über den ich nichts weiß und an dieser Stelle entsprechend auch nix schreiben muss. Ist doch auch mal schön. Der Song ist eigentlich von Feist, von ihrem wunderbaren Album The Reminder, das ich unglücklicherweise irgendwann auf Amazon vertickt habe, als ich gerade sehr, sehr pleite war. Hm. Vielleicht schaffe ich es mir irgendwann wieder an.
Hier aber Herr Blake, enjoy.





m.

Freitag, 4. Februar 2011

L'art pour l'art - Interview mit Michelle Kluge pt. III

Nicht schlapp machen, liebe Kölner und Kunstfreunde. Hier ist der dritte Teil meines Interview mit der Kölner Künstlerin und Ausstellungmacherin Michelle Kluge. Das Interview fällt mittlerweile wohl unter den Begriff vintage, denn es ist aus dem März 2010. Sei's drum. Deswegen ist es nicht minder interessant. Enjoy!



Michelle, du bist nicht "nur" Künstlerin, sondern auch Sammlerin. Was sammelst du?

Bücher, CDs, Comics, Daten, DVDs, Flyer, Handtaschen, Ideen, Kataloge, Künstler, Mangas, Panini-Sammelbilder, Postkarten, Zeitschriften.



Celeste Palacios - Antifaz


Warum sammelst du?

Keine Ahnung. War schon immer so. Das Sammeln ging früh los. Auch damals schon Comics und Bücher. Früher auch Heftromane. Perry Rhodan hatte ich geliebt. Henning Roll - ein Nachbarsjunge - hatte mir die alle abgekauft. Waren sicher 300 Stück. Als kleines Kind sammelte ich Hörspielkassetten: Hui Buh, Jules Verne, Karl May und Märchen. Alle schon seit Jahrzehnten weg. Einen Teil hatte meine Mutter an meine Neffen verschenkt, einen anderen Teil hatte mein Bruder auf Trödelmärkten verramscht. Über meine großen Brüder fand ich zur Musik. Am Anfang hatte ich nur Pink Floyd gehört und ich musste alle Platten von denen haben. In den Achtzigern spielte ich Rollenspiele. Da sammelte ich alles, was zum Rollenspielen dazu gehört: Adventures, Systeme, Sets und Zubehörhefte. Alle weg. Weil ich keine Rollenspiele mehr spiele. Das Abstoßen gehörte für mich immer dazu. Mache ich auch heute noch so. Eine CD, die ich seit 5 Jahren nicht mehr höre, höre ich wohl auch in den nächsten 5 Jahren nicht mehr. Darum weg damit. Nur so bleibt eine Sammlung gesund. Meine Sammlungen sind Gebrauchsgegenstände. Ich sammle nicht, um zu sammeln. Ich weiß z. B. auch nie, wie viele CDs oder meinetwegen Mangas ich habe. Einzige Ausnahme: Die Panini-Sticker. Die sammle ich des Sammelns wegen. Wie ein Gärtner im Garten gucke ich, wie es wächst. Noch eine Ausnahme: Ich weiß immer, wie viele Miles Davis-CDs ich habe: Aktuell 25. Ein Jubiläum. Hurra.



Ennelin Reich - Quadrat & Herbst


Du machst auch selbst Kunst. Bitte beschreibe einmal, was du machst und wo man das sehen kann.

Ich mache konzeptionelle Kunst. Ich sammele Bücher, CDs, Comics, Daten, DVDs, Flyer, Kataloge, Mangas, Tageszeitungsartikel und Zeitschriften. Erst einmal für ihren primären Zweck. Ich lese, ich höre, ich sehe. Gleichzeitig sind sie Medien. Daten der Medien selektiere ich heraus und kopiere sie.
So ist eine gigantische Privatdatenbank mit vielen Themengebieten entstanden: Afrika, Deutschland, Eishockey, England, Film, Frankreich, Frauen, Frauenfußball, Fußball, Geschichte, Inseln, Köln, Japan, Jazz, Mode, New York, Paris, Spanien und Tanz. Um Ganzheit zu erlangen, recherchiere ich zu einzelnen Daten.
Am Ende werden aus der Datenbank Daten herausgeholt und in einem großen Archiv in Aktenordnern gehütet.
Daten werden aus den Medien selektiert, in die Datenbank transferiert und von der Datenbank ins Archiv verlegt. Bei dieser Arbeit werde ich fremdgesteuert. Durch ein komplexes System von Regeln, Ritualen und Spielen, die zu liebgewordenen, nicht mehr abzuschüttelnden Zwängen ausgewachsen sind. Das sich Hingeben und Erleben in diesem System empfinde ich als absolute Freiheit. Eine Freiheit, die ich außerhalb dieses Systems nicht erleben kann.
Meine künstlerische Arbeit beschreibt diese Prozesse.
Zu sehen gab es in den ersten drei Ausstellungen des Michelle Kluge meine Sammlungen.
Noch einmal Sammlungen, aber auch Datenblätter des Aktenordnerarchivs, gibt es in Juni in einer Gemeinschaftsausstellung mit Silke Bunde und Julja Schneider zu sehen. In dieser Ausstellung werden vier Gemeinschaftskunstwerke gezeigt. Es geht dabei um Kunst-Beziehungen. Wie setzt sich eine Künstlerin mit der Kunst einer anderen Künstlerin auseinander. Zu sehen wird die Ausstellung in ein Atelier in Deutz sein, in der Nähe des großartigen Gebäude 9. Die Ausstellung wird heißen “Experiment 169". Ich bin da selber sehr gespannt drauf. Es stellt für mich meine Emanzipierung vom Michelle Kluge Komplex dar.
Intensiv arbeite ich zur Zeit an meinen “Meta-Dokumenten”. Hier setzte ich mich mit Fremdsteuerung auseinander. Dazu gibt es dann vielleicht schon Ende dieses Jahres meine erste Solo-Schau.




Ralf Hennerici



Hast du einen day job oder kannst du von der Kunst leben?

Ja, ich habe einen Day Job. Ich arbeite im sozialen Bereich.


Welche Kunst begeistert dich derzeit?

Maria Eichhorn, Sylvie Fleury, Jonathan Meese, Marc Quinn. Ai Weiwei. Das sind so die Künstler aus der mehr oder weniger aktuellen Szene, die ich großartig und inspirierend finde.
Natürlich alle meine Komplexerinnen und Komplexer.
Joseph Beuys, Frida Kahlo, Pablo Picasso und Robert Rauschenberg bewundere ich, seit ich mich für Kunst begeistere.


Gibt es in der Populärkultur (sei es Musik, Film, TV, wasauchimmer) derzeit etwas oder jemanden, der dich begeistert?


Ich hänge immer ein oder zwei Monate hinterher. Ganz aktuell bin ich nie. Ich finde es auch sehr schwer, immer aktuell zu sein. Gerade was die Musik betrifft. Beim Film schaffe ich es auch nicht mehr. Ich gehe immer seltener ins Kino, gucke fast nur noch DVD. Zur Zeit höre ich relativ oft die neuen CDs von Peter Gabriel und Dominique A.
Und aktuell ich bin ich besessen von Frauenfußball. Dazu verlasse ich auch die Stadt. War für Spiele in Bad Neuenahr, Duisburg und Leverkusen. Lira Bajramaj, Annike Krahn und Inka Grings sind meine Lieblingsfußballerinnen. Ich habe mir fest vorgenommen, neben der Kunst, noch irgendwas für die Popularität des Frauenfußballs zu unternehmen. Viel ist dabei aber noch nicht herum gekommen.


Lebst du eigentlich gerne in Köln?

Definitiv: Ja. Ich mag die Leute hier. Die Kulturszene hat viel zu bieten. Köln ist eine Großstadt, aber trotzdem irgendwie gleichzeitig übersichtlich. Ich mag Köln, weil ich Geschichte liebe. Köln ist voll von Geschichte. Nur eins ist Köln nicht: Köln ist nicht schön. Berlin ist mir zu groß und zu hip. Hamburg mag ich. Bei München habe ich so meine Vorurteile, die man eben so als Rheinländer gegenüber Bayern hat.



Hella Klinkenberg - Kleefisch


Man hört häufig, dass es der Kultur in Köln nicht gut geht. Wie siehst du das? Ist Köln eine gute Stadt für Künstler?

Als Künstlerin, die am Anfang der äußeren Wahrnehmung steht, erwarte ich eh nicht viel. Die Kölner Kunstszene hat eine sehr vitale Off-Szene. In der bewege ich mich viel. Wirklich jammern hörst Du da keinen. Die, die jammern, schieben es aber eher auf die Wirtschaftskrise und auf den Euro.
Köln ist eine gute Stadt für die Kunst, weil es hier eine große, lebendige Szene gibt. Egal ob es nun die Off-Szene ist, die etablierten Galerien oder die Museumslandschaft.
Doch habe ich manchmal den Eindruck, dass das Überangebot auch manchmal den kleinen Künstlern die Luft wegnimmt.


Du bist im Netz sehr aktiv, hast eine tolle Homepage, bist auf Xing und MySpace aktiv. Sind solche Netzwerke nützlich für Künstler?

Diese Frage stelle ich mir auch unentwegt. Austausch ist wichtig. Netzwerke sind wichtig. Ganz klar. Die ganze virtuelle Netzwerkerei bringt aber nur was, wenn es irgendwann auch in die analoge Welt übergeht. Als Präsentationsflächen sind die eigene Homepage oder der MySpace-Space schlaue Werkzeuge. Und es gibt in der Kunstszene nur noch ein paar bewundernswerte Idealisten, die nicht im Netz sind.


Welche Frage habe ich vergessen zu stellen, obwohl Du sie liebend gerne beantwortet hättest? Wie lautet die Antwort?


Hier sind die Antworten, auf Fragen, die Du nicht gestellt hast: Finger weg vom Alkohol. Kunst geht auch ohne Drogen. Kunst ist nicht nur Inspiration und Leidenschaft, sondern hat auch viel mit Authentizität und Disziplin zu tun. Meine Lieblingsbands sind Motorpsycho und die Flaming Lips. Meine Lieblingsautoren sind Isabelle Allende und John Irving. Aktuell lese ich von Michael Moorcock “Der Herr der Lüfte”. Meine älteste Zeitschrift ist ein “Life”-Magazin von 1948. Die “Vogue” sammle ich seit 1987. Meine Lieblingszeitschrift ist zur Zeit die “Geo Epoche”. In den 80ern hatte ich elektronische Musik gemacht. Im Internet habe ich ein Dutzend Kurzgeschichten veröffentlicht. Ich wäre gerne politisch interessierter. Zur Zeit ist einer meiner Schwerpunkte meiner Datenbank Clint Eastwood. Ähnlich wie ‚Messi’ empfinde ich es nicht beleidigend oder abwertend, wenn man mich als Nerd bezeichnet. Für spezielle Zeitschriften pilgere ich einmal im Monat zur Bahnhofsbuchhandlung. Ich liebe die Kölner Kioske. Wenn ich nicht Kunst machen und in einem sozialen Beruf arbeiten würde, würde ich gerne in einer Bibliothek arbeiten und Bücher sortieren und einordnen.


m.

Donnerstag, 3. Februar 2011

L'art pour l'art - Interview mit Michelle Kluge pt. II

Kunstfreunde, weiter geht's mit Teil 2 meines Interviews mit der wunderbaren Michelle Kluge (aus dem Jahr 2010) - angerichtet mit ganz viel Kunst. Bon appétit!



Michelle, Du schreibst auf deiner Homepage, du seist weder Galeristin noch Kuratorin oder Ausstellungsmacherin, sondern „Mutter“. Was ist damit gemeint? Was sind deine Funktionen im Michelle Kluge Komplex?

Gemeint ist damit, dass ich das alles zusammen bin. Ich leite die Künstlergruppe, ich organisiere die Ausstellungen und erfinde die Konzepte und Mottos der einzelnen Ausstellungen. Dazu bringe ich meine eigene Konzeptkunst mit in die Ausstellung. Wobei dann aber immer meine Kunst die Bühne und Hintergrundmusik der Ausstellung ist. Weiter ist meine Kunst das Gesicht der Künstlergruppe. Es ist das Erste, was Du zum Beispiel auf der Startseite der Homepage des Michelle Kluge Komplex siehst.



Antje Rosenthal - Trauer



Bist du wirklich ein Messi?

Ja.


Du bringst Teile deines Lebensraumes in den Kunstraum. Wie wählst du aus, was du zeigst? Wie persönlich, wie intim ist diese Auswahl?

Ich bringe aus meinem Lebensraum meine Sammlungen in den Kunstraum. Aktenordner mit Datensammlungen, Ausschnitte aus Tageszeitungen, Bücher, CDs, Comics, DVDs, Flyer, Kataloge, Mangas, Zeitschriften. Sie sind mir viel persönlicher als mein Bett, mein Kleiderschrank, mein Kühlschrank, meine Unterhosen oder meine Zahnbürste.



Peter Mück - Davis



Du lässt die Künstler mit ihren Werken in deine Wohnung. Klingt ein bisschen, als seiest du Warhol und die Künstler Mitglieder der Factory. Guter Vergleich? Ganz mieser Vergleich? ;-)

Der Vergleich ist mir eine Ehre. Stelle es dir aber bitte etwas ...ähh... volkstümlicher vor. Mit weniger Drogen. Aber Warhol und die Factory waren ganz klar cool. Ein Unterschied aber: Die Komplexerinnen und Komplexer produzieren in meiner Wohnung nicht ihre Kunst.


Was für Kunstwerke hast du jetzt gerade in deiner Wohnung?

Vier Gemälde von Björn Candidus. Das “Rote Drachenbild” ist ein Geschenk, die anderen drei Bilder sind Leihgaben. Von Ralf Hennerici eine kleine, grüne Collage mit ganz vielen Totenköpfen. Hella Klinkenbergs “Dornenvögel”, eine Auseinandersetzung mit Billie Holliday, Edith Piaf und Amy Winehouse. Von Peter Mück ein Scratch Art-Porträt des Jazzers Archie Shepp. Zwei “Quadrate” von Ennelin Reich. Von Celeste Palacios zwei Porträts aus ihrer Serie “Wir sind Alle”. Dann habe ich noch drei Bilder von Gerhard Althoefer. Diese drei Bilder sind aber zur Zeit im Ersten Kölner Wohnzimmertheater zu sehen. Als Teil der aktuellen Michelle Kluge Komplex-Ausstellung “Kunst macht Theater” gibt es dort eine Gedächtnisausstellung für Gerhard Althoefer.



Björn Candidus - Genozid


Wo wohnst du und warum?

Hmm. Seit 1992 in Köln. Seit 1998 wohne ich in einer WG am Hansaring. Mit Blick auf dem “Saturn”. Ich wohne hier immer noch, weil der Gedanke an einen Umzug mich in Panik versetzt. Mit meinen vielen Sachen umziehen ist unmöglich.


Wie groß ist deine Wohnung und wie viel Platz davon nehmen deine Sammlungen ein?

101 qm. Alle Wände meiner zwei Räume (mein Teil der WG) sind vollgestellt mit meinen Sammlungen. Aneinander gereihte Aktenordner, offene CD-Koffer und offene Panini-Alben nehmen Teile des Fußbodens ein. Ach ja, und ein kleiner Stapel Tageszeitungsseiten, die ich aus Tageszeitungen raus gerissen und noch nicht gelesen habe.

Dienstag, 1. Februar 2011

L'art pour l'art - Interview mit Michelle Kluge pt. I

Ich bin noch viel bekloppter, als ich dachte. Da habe ich kürzlich die ganzen alten Inhalte meines Blogs gelöscht, ohne daran zu denken, dass das Ding zwar zu 98% aus egozentrischen Murks bestand, dass die verbleibenden 2% jedoch total cool waren. So beispielsweise das Interview mit meiner Freundin Michelle Kluge, die hier in Köln eine großartige Künstlergruppe unterhält und eine meiner persönlichen Heldinnen ist.

Für alle, die sie noch nicht kennen, ist hier der erste Teil meines Interviews mit ihr (aus dem Jahr 2010). Der Rest folgt in Bälde - jeweils hübsch ausgarniert mit Bildern von Künstlern des Michelle Kluge Komplex. Viel Spaß, art lovers!



Michelle Kluge


Liebe Michelle, was ist der Michelle Kluge Komplex?
Ganz trocken: Der Michelle Kluge Komplex ist eine freie Künstlergruppe. Ich verehre das Alphabet. Es ist sehr mächtig. Die Gruppe besteht aus Björn Candidus (neo-surreale Malerei), Ralf Hennerici (Collagen und abstrakte Malerei), Hella Klinkenberg (The Hooker Experience), Michelle Kluge (Mutter und konzeptionelle Künstlerin), Peter Mück (Scratch Art), Ennelin Reich (Serien abstrakter Quadrate), Antje Rosenthal (gegenständliche und abstrakte Malerei) und Georg Schnitzler (Briefkasten-Malerei und Handy-Fotografie). [Mittlerweile ebenfalls dabei: Die wunderbare, wunderbare Celeste Pacios; Anm. Vega]

Der Michelle Kluge Komplex hat keinen festen Wohnsitz, keinen Stammplatz, keine Galerie. Invasiv wie freundliche Terroristen bespielen wir für begrenzte Zeit Räume, die eigentlich andere Zwecke erfüllen. So entsteht eine Vermischung von Art Space und Lebensraum. Um gegen sakrale und sterile Ausstellungsorte der zeitgenössischen Kunstszene anzustinken.
Der Michelle Kluge Komplex arbeitet mit Kreativen anderer Disziplinen aus Film, Literatur, Mode, Musik und Theater zusammen.

Alle Komplexerinnen und Komplexer sind am Ausstellungsmachen beteiligt. Alle bestimmen mit. 2009 gab es drei Ausstellungen in drei verschiedenen Kölner Locations. Aktuell ist die Ausstellung “Kunst macht Theater” im Ersten Kölner Wohnzimmertheater. Ende August 2010 werden wir in der “Alten Feuerwache” die Ausstellung “Kunst zieht an” machen. Mit zwei Modenschauen und einer Boutique.



Celeste Palacios - Panda



Wie entstand der Michelle Kluge Komplex?

Im August 2008 hatte ich ein Interview mit einem Sammler gelesen. In dem Interview ging es über die Beziehung eines Sammlers zu seiner Sammlung. Über die Frage, wer wen beherrscht. Dass sich dadurch Rituale ergeben, wie weit das Sammeln zwanghaft ist und diese Zwänge in Tagesabläufe einschneiden. Der Sammler sagte, dass er all das zulässt. Seitdem er es zulässt und es nicht mehr in Frage stelle, sei er glücklich. Im Reinen mit sich selber.

Dieses Interview beschäftigte mich. Dadurch entstand vor mir ein Bild: Ich sah meine Sammlungen aufgestellt in einem Ausstellungsraum. Nicht als Dokumente, sondern als ein Kunstwerk. Und darüber die Gemälde von Björn Candidus und die Fotos von Marla Schnee. An zwei Wänden. Gegenüber. Es erinnerte mich an eine Szene in einem Western. Wenn sich die Revolverhelden beim Duell gegenüber stehen. In einer dieser Westernstädte. Eine einzige Straße mit links und rechts Häusern dran. Saloon, Sheriff-Office, der Krämerladen. Auch das passte. Meine Comicstapel und Zeitschriftentürme waren wie diese Westernfilmstraßen. Eine Bühne also. Da war die Idee geboren. Eine Ausstellung mit meinem Kunstwerk als Bühne. Aufkratzt von dieser Idee meldete ich mich noch am gleichen Tag bei Marla und bei Björn. Sie ließen sich anstecken. Die Künstlergruppe war geboren.



Hella Klinkenberg - Dornenvögel


Wie kommst du an die Künstler, mit denen du arbeitest bzw. wie kommen die Künstler an dich?

Es gibt inzwischen drei “Generationen” im Michelle Kluge Komplex. So nenne ich das. Die Gründungsmitglieder waren Gerhard Althoefer, Nike Büchel, Björn Candidus, Ennelin Reich und Marla Schnee. Davon sind Björn Candidus und Ennelin Reich übrig. Marla und Nike sind aus persönlichen Gründen ausgestiegen. Gerhard Althoefer verstarb leider überraschend und viel zu früh im Dezember 2009. Diese Leute sind die “Erste Generation”. 2009 kamen Klaus Hemmersbach, Ralf Hennerici, Hella Klinkenberg, Peter Mück und Celeste Palacios dazu. Sie sind die “Zweite Generation”. Davon ist inzwischen Klaus Hemmersbach nicht mehr dabei. Klaus war ein Bekannter von Nike. Ein Besucher der ersten Ausstellung hatte Ralf zum Komplex vermittelt, Ralf hatte über den Art Club Peter zum Komplex geholt, die Kunst von Celeste hatte ich in einer Kneipe im Belgischen Viertel entdeckt und Hella war eine alte Bekannte von mir. Sie ist Tänzerin, Schauspielerin und Modeschöpferin. Ich hatte sie dazu gebracht, Kunst zu machen.

Ganz neu dabei sind Antje Rosenthal und Georg Schnitzler. Sie sind der Anfang der “Dritten Generation”. Antje ist auch über den Art Club zu uns gestoßen. Seit der 2. Ausstellung werden neben den Kunstausstellungen Lesungen gegeben. Über diesen Nebenzweig stieß Georg Schnitzler zu uns. Er ist eigentlich berühmter Autor und Kabarettist. Malt und fotografiert aber schon lange. Jetzt zeigt er beim Michelle Kluge Komplex seine Bildende Kunst.

Dieses “Künstler-kommen-und-gehen” mag ich. Wir hatten bisher vier Ausstellungen (einschließlich der aktuellen Ausstellung). Bei jeder Ausstellung gab es eine andere Künstlerkonstellation. Dies trug viel dazu bei, dass jede Ausstellung für sich eine eigene Atmosphäre hatte.



Georg Schnitzler - Briefkasten


Nimmt der Michelle Kluge Komplex auch noch neue Künstler auf?


Ja, aktuell ist Platz für ein bis zwei neue Komplexerinnen und Komplexer. Ich bin offen für alles. Doch lasse ich Neue von der Gruppe absegnen.



- - - - - - more to come!
m.