Donnerstag, 19. Mai 2011

Sister

Eigentlich hatte ich vor, auf dem Flug von Düsseldorf nach Atlanta endlich Jonathan Franzens Freedom zuende zu lesen. Aber Jörn hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht, indem er mir den Roman Sister der britischen Autorin Rosamund Lupton geschenkt hat.

Nachdem ich mich in der Economy Class von Delta Airlines in meinen Sitz zwischen Jörn und einem sehr dicken amerikanischen Mann (übles Klischee, ich weiß, aber genau so war's!) gequetscht hatte, hatte ich irgendwie nicht mehr die Antennen für Franzen und wandte mich lieber dem leichten (so dachte ich) Krimi zu.

Tatsächlich entpuppte sich Luptons Roman über eine junge Frau, die versucht, das Verschwinden ihrer jüngeren Schwester aufzuklären, als echtes Schwergewicht. Die Krimihandlung ist spannend, aber im Grunde nur vorgeschoben. Sister dreht sich um den Verlust eines geliebten Menschen und um die ganze Einsamkeit, Dunkelheit, Stille, Wut und Hilflosigkeit, die mit ihm einhergeht. Ein wunderbar literarischer Thriller in kristallklarer Sprache (ich habe ihn im englischen Original gelesen), den ich nur empfehlen kann. Und das obwohl er mir, die ich selbst gerade noch im Trauerprozess steckte, als ich ihn gelesen hätte, beinahe den Karibik-Urlaub verdorben hätte. Ich konnte das Buch nämlich auch nach Ende des Fluges nicht mehr aus der Hand legen; so traurig es mich auch machte, es war halt auch ein page turner. Da gab es ein paar Tränchen unter karibischer Sonne. Ich war dann auch sehr erleichtert, als ich mit dem Roman durch war, aber auch froh, ihn gelesen zu haben.

Beide Daumen hoch für Frau Lupton.

(Und der wunderbare Franzen liegt immer noch angefressen bei mir rum. Was bin ich nur für ein Mensch?)


m.

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