Dienstag, 1. Februar 2011

L'art pour l'art - Interview mit Michelle Kluge pt. I

Ich bin noch viel bekloppter, als ich dachte. Da habe ich kürzlich die ganzen alten Inhalte meines Blogs gelöscht, ohne daran zu denken, dass das Ding zwar zu 98% aus egozentrischen Murks bestand, dass die verbleibenden 2% jedoch total cool waren. So beispielsweise das Interview mit meiner Freundin Michelle Kluge, die hier in Köln eine großartige Künstlergruppe unterhält und eine meiner persönlichen Heldinnen ist.

Für alle, die sie noch nicht kennen, ist hier der erste Teil meines Interviews mit ihr (aus dem Jahr 2010). Der Rest folgt in Bälde - jeweils hübsch ausgarniert mit Bildern von Künstlern des Michelle Kluge Komplex. Viel Spaß, art lovers!



Michelle Kluge


Liebe Michelle, was ist der Michelle Kluge Komplex?
Ganz trocken: Der Michelle Kluge Komplex ist eine freie Künstlergruppe. Ich verehre das Alphabet. Es ist sehr mächtig. Die Gruppe besteht aus Björn Candidus (neo-surreale Malerei), Ralf Hennerici (Collagen und abstrakte Malerei), Hella Klinkenberg (The Hooker Experience), Michelle Kluge (Mutter und konzeptionelle Künstlerin), Peter Mück (Scratch Art), Ennelin Reich (Serien abstrakter Quadrate), Antje Rosenthal (gegenständliche und abstrakte Malerei) und Georg Schnitzler (Briefkasten-Malerei und Handy-Fotografie). [Mittlerweile ebenfalls dabei: Die wunderbare, wunderbare Celeste Pacios; Anm. Vega]

Der Michelle Kluge Komplex hat keinen festen Wohnsitz, keinen Stammplatz, keine Galerie. Invasiv wie freundliche Terroristen bespielen wir für begrenzte Zeit Räume, die eigentlich andere Zwecke erfüllen. So entsteht eine Vermischung von Art Space und Lebensraum. Um gegen sakrale und sterile Ausstellungsorte der zeitgenössischen Kunstszene anzustinken.
Der Michelle Kluge Komplex arbeitet mit Kreativen anderer Disziplinen aus Film, Literatur, Mode, Musik und Theater zusammen.

Alle Komplexerinnen und Komplexer sind am Ausstellungsmachen beteiligt. Alle bestimmen mit. 2009 gab es drei Ausstellungen in drei verschiedenen Kölner Locations. Aktuell ist die Ausstellung “Kunst macht Theater” im Ersten Kölner Wohnzimmertheater. Ende August 2010 werden wir in der “Alten Feuerwache” die Ausstellung “Kunst zieht an” machen. Mit zwei Modenschauen und einer Boutique.



Celeste Palacios - Panda



Wie entstand der Michelle Kluge Komplex?

Im August 2008 hatte ich ein Interview mit einem Sammler gelesen. In dem Interview ging es über die Beziehung eines Sammlers zu seiner Sammlung. Über die Frage, wer wen beherrscht. Dass sich dadurch Rituale ergeben, wie weit das Sammeln zwanghaft ist und diese Zwänge in Tagesabläufe einschneiden. Der Sammler sagte, dass er all das zulässt. Seitdem er es zulässt und es nicht mehr in Frage stelle, sei er glücklich. Im Reinen mit sich selber.

Dieses Interview beschäftigte mich. Dadurch entstand vor mir ein Bild: Ich sah meine Sammlungen aufgestellt in einem Ausstellungsraum. Nicht als Dokumente, sondern als ein Kunstwerk. Und darüber die Gemälde von Björn Candidus und die Fotos von Marla Schnee. An zwei Wänden. Gegenüber. Es erinnerte mich an eine Szene in einem Western. Wenn sich die Revolverhelden beim Duell gegenüber stehen. In einer dieser Westernstädte. Eine einzige Straße mit links und rechts Häusern dran. Saloon, Sheriff-Office, der Krämerladen. Auch das passte. Meine Comicstapel und Zeitschriftentürme waren wie diese Westernfilmstraßen. Eine Bühne also. Da war die Idee geboren. Eine Ausstellung mit meinem Kunstwerk als Bühne. Aufkratzt von dieser Idee meldete ich mich noch am gleichen Tag bei Marla und bei Björn. Sie ließen sich anstecken. Die Künstlergruppe war geboren.



Hella Klinkenberg - Dornenvögel


Wie kommst du an die Künstler, mit denen du arbeitest bzw. wie kommen die Künstler an dich?

Es gibt inzwischen drei “Generationen” im Michelle Kluge Komplex. So nenne ich das. Die Gründungsmitglieder waren Gerhard Althoefer, Nike Büchel, Björn Candidus, Ennelin Reich und Marla Schnee. Davon sind Björn Candidus und Ennelin Reich übrig. Marla und Nike sind aus persönlichen Gründen ausgestiegen. Gerhard Althoefer verstarb leider überraschend und viel zu früh im Dezember 2009. Diese Leute sind die “Erste Generation”. 2009 kamen Klaus Hemmersbach, Ralf Hennerici, Hella Klinkenberg, Peter Mück und Celeste Palacios dazu. Sie sind die “Zweite Generation”. Davon ist inzwischen Klaus Hemmersbach nicht mehr dabei. Klaus war ein Bekannter von Nike. Ein Besucher der ersten Ausstellung hatte Ralf zum Komplex vermittelt, Ralf hatte über den Art Club Peter zum Komplex geholt, die Kunst von Celeste hatte ich in einer Kneipe im Belgischen Viertel entdeckt und Hella war eine alte Bekannte von mir. Sie ist Tänzerin, Schauspielerin und Modeschöpferin. Ich hatte sie dazu gebracht, Kunst zu machen.

Ganz neu dabei sind Antje Rosenthal und Georg Schnitzler. Sie sind der Anfang der “Dritten Generation”. Antje ist auch über den Art Club zu uns gestoßen. Seit der 2. Ausstellung werden neben den Kunstausstellungen Lesungen gegeben. Über diesen Nebenzweig stieß Georg Schnitzler zu uns. Er ist eigentlich berühmter Autor und Kabarettist. Malt und fotografiert aber schon lange. Jetzt zeigt er beim Michelle Kluge Komplex seine Bildende Kunst.

Dieses “Künstler-kommen-und-gehen” mag ich. Wir hatten bisher vier Ausstellungen (einschließlich der aktuellen Ausstellung). Bei jeder Ausstellung gab es eine andere Künstlerkonstellation. Dies trug viel dazu bei, dass jede Ausstellung für sich eine eigene Atmosphäre hatte.



Georg Schnitzler - Briefkasten


Nimmt der Michelle Kluge Komplex auch noch neue Künstler auf?


Ja, aktuell ist Platz für ein bis zwei neue Komplexerinnen und Komplexer. Ich bin offen für alles. Doch lasse ich Neue von der Gruppe absegnen.



- - - - - - more to come!
m.

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