Donnerstag, 3. Februar 2011

L'art pour l'art - Interview mit Michelle Kluge pt. II

Kunstfreunde, weiter geht's mit Teil 2 meines Interviews mit der wunderbaren Michelle Kluge (aus dem Jahr 2010) - angerichtet mit ganz viel Kunst. Bon appétit!



Michelle, Du schreibst auf deiner Homepage, du seist weder Galeristin noch Kuratorin oder Ausstellungsmacherin, sondern „Mutter“. Was ist damit gemeint? Was sind deine Funktionen im Michelle Kluge Komplex?

Gemeint ist damit, dass ich das alles zusammen bin. Ich leite die Künstlergruppe, ich organisiere die Ausstellungen und erfinde die Konzepte und Mottos der einzelnen Ausstellungen. Dazu bringe ich meine eigene Konzeptkunst mit in die Ausstellung. Wobei dann aber immer meine Kunst die Bühne und Hintergrundmusik der Ausstellung ist. Weiter ist meine Kunst das Gesicht der Künstlergruppe. Es ist das Erste, was Du zum Beispiel auf der Startseite der Homepage des Michelle Kluge Komplex siehst.



Antje Rosenthal - Trauer



Bist du wirklich ein Messi?

Ja.


Du bringst Teile deines Lebensraumes in den Kunstraum. Wie wählst du aus, was du zeigst? Wie persönlich, wie intim ist diese Auswahl?

Ich bringe aus meinem Lebensraum meine Sammlungen in den Kunstraum. Aktenordner mit Datensammlungen, Ausschnitte aus Tageszeitungen, Bücher, CDs, Comics, DVDs, Flyer, Kataloge, Mangas, Zeitschriften. Sie sind mir viel persönlicher als mein Bett, mein Kleiderschrank, mein Kühlschrank, meine Unterhosen oder meine Zahnbürste.



Peter Mück - Davis



Du lässt die Künstler mit ihren Werken in deine Wohnung. Klingt ein bisschen, als seiest du Warhol und die Künstler Mitglieder der Factory. Guter Vergleich? Ganz mieser Vergleich? ;-)

Der Vergleich ist mir eine Ehre. Stelle es dir aber bitte etwas ...ähh... volkstümlicher vor. Mit weniger Drogen. Aber Warhol und die Factory waren ganz klar cool. Ein Unterschied aber: Die Komplexerinnen und Komplexer produzieren in meiner Wohnung nicht ihre Kunst.


Was für Kunstwerke hast du jetzt gerade in deiner Wohnung?

Vier Gemälde von Björn Candidus. Das “Rote Drachenbild” ist ein Geschenk, die anderen drei Bilder sind Leihgaben. Von Ralf Hennerici eine kleine, grüne Collage mit ganz vielen Totenköpfen. Hella Klinkenbergs “Dornenvögel”, eine Auseinandersetzung mit Billie Holliday, Edith Piaf und Amy Winehouse. Von Peter Mück ein Scratch Art-Porträt des Jazzers Archie Shepp. Zwei “Quadrate” von Ennelin Reich. Von Celeste Palacios zwei Porträts aus ihrer Serie “Wir sind Alle”. Dann habe ich noch drei Bilder von Gerhard Althoefer. Diese drei Bilder sind aber zur Zeit im Ersten Kölner Wohnzimmertheater zu sehen. Als Teil der aktuellen Michelle Kluge Komplex-Ausstellung “Kunst macht Theater” gibt es dort eine Gedächtnisausstellung für Gerhard Althoefer.



Björn Candidus - Genozid


Wo wohnst du und warum?

Hmm. Seit 1992 in Köln. Seit 1998 wohne ich in einer WG am Hansaring. Mit Blick auf dem “Saturn”. Ich wohne hier immer noch, weil der Gedanke an einen Umzug mich in Panik versetzt. Mit meinen vielen Sachen umziehen ist unmöglich.


Wie groß ist deine Wohnung und wie viel Platz davon nehmen deine Sammlungen ein?

101 qm. Alle Wände meiner zwei Räume (mein Teil der WG) sind vollgestellt mit meinen Sammlungen. Aneinander gereihte Aktenordner, offene CD-Koffer und offene Panini-Alben nehmen Teile des Fußbodens ein. Ach ja, und ein kleiner Stapel Tageszeitungsseiten, die ich aus Tageszeitungen raus gerissen und noch nicht gelesen habe.

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